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Siegolkunde
Mittelalters.
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nßeiträge," wohl aber hat er hierin von vornherein einen Standpunkt
genommen, der ihn stets das vorhandene Gesammtgebiet seiner Wissenschaft
überschauen lässt. Die Mittheilungen des vorliegenden ersten Theils sind
in sich gerundete Abhandlungen; je nach Maassgabe der hierin berührten
einzelnen Gegenstände werden die Schlussfolgerungen, zu denen die letz-
teren Anlass geben, mit Umsicht entwickelt und hiedurch sichere Stützpunkte
für weitere Forschungen gewonnen. Wir können den Inhalt des ersten
Theils und die Beziehungen desselben zu den Interessen der Kunstge-
schichte nur in kurzer Uebersicht andeuten.
In dem ersten einleitenden Abschnitt giebt der Verf. "Andeutungen
über Siegelkunde und Siegelsammlungen überhaupt." Mit Bezugnahme auf
den gegenwärtigen Stand dieser Wissenschaft spricht er sich hier über die
hemmenden Umstände, welche der Förderung derselben noch immer ent-
gegenstehen und die besonders in der erschwerten Benutzung der Archive
und noch mehr in der kümmerlichen Beschränktheit so vieler Archivare
beruhen, aus. Vornehmlich ist dies der Fall, wenn es darauf ankommt,
Abdrücke von den Siegeln zu nehmen, deren man doch, um in diesem
Faßhe zu irgend einer umfassenden Uebersicht gelangen zu können, vor
Allem nöthig hat. Der Verf. giebt hiebei nützliche und ausführliche An-
weisungen über die beste Methode, die Siegel ohne alle Verletzung der
Originale in Gyps zu formen. In der That ist es sehr wünschenswerth.
dass die kunsthistorischen Museen neben der Sammlung von Originalsiegelxi
llud Siegelstempeln (wie eine sehr reichhaltige Sammlung solcher Art u. A.
bei dem Berliner Museum vorhanden ist) möglichst vollständige Sammlungen
von Gypsabdrücken anlegen. Den obigen Andeutungen gemäss würde hie-
durch in den betreffenden Beziehungen eine so vollständige und detaillirtc
Uebersicht des kunsthistorischen Entwickelungsganges gegeben werden, wie
dies auf keine andere Weise möglich zu machen ist.
Der zweite Abschnitt, der umfassendste des ganzen Bandes, enthält
ein "Verzeichniss der Städtesiegel Oesterreichs im Mittelalter," soviel deren
dem Verf. bis jetzt bekannt geworden sind. Dasselbe umfasst 360 Num-
mern. Mit genauer Charakteristik und Hinzufügung der erforderlichen
historischen Bestimmungen ist hier alles Einzelne, den verschiedenen Be-
Ziehungen der Wissenschaft entsprechend, in erschöpfender Weise abge-
handelt. Der folgende Abschnitt, ,.Uebersichtliche Darstellung der
österreichischen Städtesiegel," legt die Ergebnisse vor, welche -sich aus
6111er vergleichenden Gesammtbetrachtung dieses Materials gewinnen lassen.
Hiebei ist namentlich auch alles dasjenige zusammengestellt, was in arti-
Slischer Beziehung, sowohl in Betreff der Siegelstempel und ihrer Anfer-
tigung, als in Betreff der auf den Siegeln enthaltenen bildlichen Darstel-
lungen und der stylistischen Entwickelung derselben, von irgendwelcher
Wichtigkeit ist. Der vierte Abschnitt enthält eine ausführliche Mono-
gfaphje der "Siegel der Städte Krems und Stein," der fünfte eine Abhand-
lung "über Siegel und Siegelweisc österreichischer Damen," wobei dem
Elnzelvel-zeichrljss wiederum die Ergebnisse für das Allgemeine der Ent-r
jvickeluug und Darstellung beigefügt sind. In dem letzten Abschnitte
1st das Vor-kommen "Antiker Steinschuitte auf österreichischen Siegelnß-
(hier mit Bezug auf Siegel der Geistlichkeit, des Adels und der Bürger)
besprochen. Die Einführung antiker Gemmen, zumeist mit mythologischen
Darstellungen, in mittelalterliche Siegel ist in kulturhistorischer Beziehung
gewiss sehr mgrkwül-djg, Den schon bekannten Beispielen wird hier eine