Herausgabe von luistor. Miniaturbildern.
Beiträge z.
Mittelalters.
Siegelkunde d.
557
lerigchen Warth; sie sind in einem ziemlich handwerksmässigen Schema-
tlsmug und ohne eigentlich individuelles Gefühl behandelt. Gleichwohl
gewähren sie ein vielseitiges, höchst bedeutendes Interesse. Sie sind schon
an sich ein sehr seltenes Beispiel zeitgeschichtlicher Darstellungen, da der-
gleichen im Mittelalter überhaupt nur wenig zur Anwendung kamen und
noch seltener sich, geschweige in so umfassender Reihenfolge, erhalten
haben. Sie sind überall verständlich und klar entworfen und gehen mit
Sorgfalt auf alles Detail des Lebens und der Sitte ein, so dass sich in dem
reichen Wechsel ihrer Darstellungen kirchlichen und bürgerlichen Sce-
nen, Gerichtssitzungen, Gastmählern, Turnieren, Gefechten, Belagerungen,
Hinrichtungen, Heer- und Leichenzügen etc. eine sehr umfassende und
bis ins Einzelne belehrende Anschauung der äusseren Verhältnisse jener
Zeit darbietet. Sie haben demnach zunächst für den Historiker (auch für
den Heraldiker, in Betreff der zahlreich vorkommenden, genau dargestell-
ten Wappen) eine erhebliche Wichtigkeit; ebenso aber auch für den bil-
denden Künstler, der für historische Darstellungen des 14. Jahrhunderts
äusseres Material und gründliche archäologische Belehrung sucht. Die
Lebenserscheinungen einer bestimmten und an sich gewiss bedeutenden
historischen Epoche legen sich hier dem Blicke des Beschauers mit über-
raschender Vollständigkeit dar. Zu bemerken ist, dass die Bilder, mit
Ausnahme von zweien, welche vollständig ausgemalt sind, nur aus leicht
angetuschten Umrisszeichnungen bestehen.
Eine Herausgabe dieser Blätter kommt also ohne Zweifel vielfachen
Interessen entgegen. Eine solche wird gegenwärtig eingeleitet durch den
Hauptmann v. Mauntz und den Archivar H. Beyer zu Koblenz. Das
Ganze soll in etwa .12 Lieferungen und zwar in drei Ausgaben erscheinen,
die erste in einfachen Umrissen (die Lieferung zu 20 Sgr.), die zweite
kolorirt (die Lieferung zu 1 Thlr.) und die dritte als Prachtausgabe (die
Lieferung zu 2 Thlr.). Die dem Unterzeichneten vorliegenden Probehlät-
ter entsprechen den ihm wohlbekannten Originalbildern auf erfreuliche
Weise. Einer besondern Empfehlung des Unternehmens bedarf es nach
den obigen, wenn auch nur kurzen Andeutungen über die Bedeutung des
Gegenstandes gewiss nicht.
Beiträge zur Siegelkunde des Mittelalters von Dr. Eduard
Melly, Erster Theil. Wien 1846. (272 S. in 4. mit vielen Holzschnitten
und 12 Kupferblättern.)
(Kunstblatt
1847, Nr.
Dass die Siegelkunde für das Studium der Urkunden, denen die Siegel
Zur Bestätigung angehängt oder aufgedruckt wurden, von grosser Wichtig-
keit ist, liegt auf der Hand. Ihre Bedeutung für die Studien der Genen-
lßgie, der Heraldik, der Diplomatik darf ebenfalls als anerkannt vorausge-
Setzt werden. Weniger Nutzen ist bisher aus der Siegelkunde für andere
historische Studien, wie für die Kostüm- und Sittengeschichte, für Kunst-
Sylnbolik und Ikonographie, am wenigsten vielleicht für das Studium der