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Berichte und Kritiken.
Altnorwegische
Kunst.
Nro.
1846,
(Kunstblatt
ln No. 98 des vorjährigen Kunstblattes hatte ich eine Notiz über einige
von dem "Vereine zur Erhaltung norwegischer Alterthümer" herausgege-
bene Blätter mit den Darstellungen altnordischen Holzbaues und sonstiger
Holzarbeit geliefert. Neuerlich ist von demselben Verein ein ähnliches
Blatt herausgegeben, welches einen merkwürdigenAltarleuchter, ohne Zwei-
fel von Kupfer, vergoldet und mit Emailmalerei versehen, darstellt, der
sich in der Kirche zu Urnaes im Stifte Bergen befindet. Es ist eine Arbeit
im romanischen Style. Der Leuchter hat die Gestalt einer Säule, deren
sßhuppig verzierter Schaft regelmässig mit starken ausgebauchten Knoten
versehen ist; der Fuss ist dreiseitig, an altetruskische Vorbilder erinnernd
und besonders reich an Farbe und Ornament; die Bekrönung, wo die
Kerze aufgesteckt wird, breitet sich kelchförmig aus. Das Blatt gibt die
Gasammtdarstellung des Leuchters und kolorirte Details in grösserem
Maassstabe. Emaillirte Kirchengeräthschaften aus Metall, der Periode des
romanischen Styles angehörig, sind nicht eben selten; auch Deutschland
(besonders die Rheingegend) bewahrt hiervon noch bedeutende Schätze.
Unter Allem, was ich von Arbeiten solcher Art kennen lernte, ist mir bis
jetzt jedoch noch kein Leuchter, wie der in Rede stehende, vorgekommen.
Die Beschreibung wird von dem genannten Vereine nachgeliefert werden.
In dem kürzlich erschienenen ersten Jahresberichte desselben sind ver-
schiedene beachtenswerthe Nachrichten über altnorwegische Denkmäler
enthalten.
Herausgabe
VOII
historischen Miniaturbildern
ten Jahrhunderts.
des
vierzehn-
(Kunstblatt,
1846, Nro.
Im Provinzialarchiv zu Coblenz befindet sich neben andern, einst dem
'l'rier'schen Archiv angehörigen Urkunden, eine von dem, im Jahre 1354
verstorbenen Kurfürsten Balduin von Trier veranstaltete, in einem Originall
bande und in einer gleichzeitigen Abschrift desselben zusammengetragene
Sammlung wichtiger 'l'rier'scher Urkunden 1). Der Abschrift sind 37 Folio-
blätter mit 73 Bildern vorgebunden, welche letzteren die Hauptbegeben-
heiten aus dem Leben Balduins und seines Bruders, des römischen Königs
HeinTiCh VIL, darstellen. Nach Berichten von Zeitgenossen hat Balduin
diese Bilder entwerfen lassen, um die Wände seines Palastes in Trier mit
gIOSSYäEImiSBII Malereien nach diesen Coinpositionen zu schmücken; 0b
aber dle Wandmalereien wirklich zur Ausführung gekommen, ist nißht
bekannt. Jene Handschriftbilder haben gerade keinen sonderlichell künst-
1) Vergl-
oben,
345.