Geschichte der Kunst in
Zur
Deutschland.
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styles und besonders in der Verwendung desselben für die Zwecke der
bürgerlichen Architektur; doch fehlt es auch nicht ganz an Belegen für die
frühere Zeit kunsthistorischer Entwickelung. S0 finden sich verschiedene
Beispiele für die spätromanische Bauweise oder vielmehr für die des Ueber-
gangsstyles. Hieher gehört die zwar nur leicht gegebene Darstellung de;
Nikolaikirche zu Treuenbrietzen, die Kirche zu Langen-Lipsdorf (als Bei-
spiel der in jener Gegend verbreiteten und auch bis tief in die Marken
und noch weiter sich erstreckenden alten, aus Granit gebauten Dorfkirchen),
die Kirche zu Kloster Zinna, die im völlig consequenten romanischen Spitz-
bogenstyl gebaut zu sein scheint und bei der die sorgfältige Bearbeitung
des auch bei ihr angewandten Granits besonders hervorgehoben wird. So
auch ein Theil der alten Dammkirche zu Jüterbog, während "andre Theile
derselben und die dazu gehörigen Klostergebäude später sind. Die Nikolai-
kirche zu Jüterbog ist ein einfach ansehnliches Gebäude aus später gothi-
scher Zeit; einigeihrer Details (wie auch solche aus der Kirche zu Kloster
Zinna) werden in besondrer Darstellung gegeben; unter diesen ist nament-
lich ein mit Schnitzwerk und Bemalung versehener Schrank, der iin Far-
bendruck dargestellt ist, hervorzuheben. Die wichtigeren Darstellungen
des Heftes aber sind, wie bemerkt, vornehmlich jenen reichgeschmückten
bürgerlichen Bauten gewidmet, welche dem Ende des gothischen Baustyles
angehören; es sind die Klostergebäude zu Zinna und das Rathhaus und
die Thcre zu Jüterbog. An diesen Denkmälern erscheint bereits der Back-
steinbau, der weiterhin im Norden und Nordosten in derselben Epoche so.
zahlreiche und glänzende Leistungen hervorgebracht hat, in seiner vollen
malerischen Eigenthümlichkeit. Von dem Rathhause zu Jüterbog wird
u. A. auch das Innere eines Zimmers dargestellt, dessen phantastisches zel-
lenförmiges Gewölbe in der Mitte auf einer gewundenen Säule ruht; auch
diese Gewölbformation gehört den nordöstlichen und namentlich den
preussischen Gegenden, wo sie öfters vorkommt, an.
Ueberall haben wir in den vorliegenden Lieferungen die Gediegenheit
der Abbildungen rühmlich anzuerkennen; auch abgesehen von dem zu-
nächstliegenden archäologischen Interesse ist der grösserc Theil derselben
durch wirklich malerische Rundung und Haltung ausgezeichnet. Ebenso
ist die Unbefangenheit der historischen Forschung, die sich überall im
Texte zu erkennen giebt, gebührend hervorzuheben. Zur Vollendung des
Werkes, das jedenfalls mit den zweiten Bänden der beiden Abtheilungen
abschliessen soll, dürfte noch manches Interessante von erheblicher Bedeu-
tung vorliegen; wir wollen unsere Leser durch die Liste der Monumente
in den von dem Herausgeber bis jetzt noch nicht berührten Gegenden nicht
ermüden. Gleichwohl giebt der Verfasser das bestimmte Versprechen, das
Werk im Jahr 1847 zum vollständigen Abschluss bringen zu wollen. Er
hat die Absicht, zu diesem Behuf überall nur das Neue und Eigenthüm-
lißhß zu geben, dasjenige dagegen, was namentlich an Details in ähnlicher
Darstellung schon früher von ihm mitgetheilt worden, nicht aufs Neue und
Etwa nur zum Behuf einer leeren Vollständigkeit wieder vorzuführen.
Hiegegen dürfte auch nichts zu erinnern sein.
2) Das Luther-Zimmer, eines der Prachtzimmer in dem nach Direktor
Karl Heideloffs Angabe von dem Architekten Karl Görgel wieder-
hergestellten Fürstenbau auf der Veste Koburg; gezeichnet und
herausgegeben von Georg Rothbart. Ein interessanter Beitrag aus dem