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und
Berichte
Kritiken.
Bezug auf die Heiligen, welche dabei in Betracht kommen, und andere
Uebersichten, namentlich ein vollständiges Namensverzeichniss der in dem
Buche aufgeführten Heiligen, erhöhen die praktische Brauchbarkeit des
letzteren.
Es ist zu bedauern, dass der Verf. den Titel des Buches nicht richtig
gefasst hat; er ruft hiedurch Ansprüche hervor, denen er wenigstens nur
beiläufig und nicht in hinreichender Weise genügt. Das historische Wech-
selverhältniss zwischen der bildenden Kunst und der theologischen Wissen-
schaft wird nur in einigen einleitenden und Schlusskapiteln behandelt, aller-
dings zum Vortheil des Hauptinhalts des Buches, doch nur in kurzgefasster
Uebersicht. Die kurze Parallele, welche der Verf. zwischen dem historischen
Entwickelungsgange dieser beiden Elemente des geistigen Lebens zieht, ist
geistvoll entworfen und wieder an anregenden Bemerkungen reich, nur
leider etwas zu abstrakt gehalten; dem Verf. fehlt. wie es scheint, jene
Anschauung des mehr concreten Verhältnisses, welches durch die Ent-
wickelung der volksthümlich-nationellcn Elemente herbeigeführt wird. Auch
hat der Verf. sich wohl noch nicht das volle Gefühl für das innerste Wesen
der Kunst, in ihrer ganz selbständigen und von der Poesie unabhängigen
Bedeutung, erworben. Ohne diese Mängel würde er z. B. der Kunst des
17ten Jahrhunderts mehr Gerechtigkeit widerfahren lassen und den eigen-
thümlichen Werth derselben gründlicher anerkannt haben.
Indess berühren diese Mängel den Hauptinhalt des Buches nicht, das
jedenfalls als eine dankenswerthe Bereicherung unserer Kunstliteratnr auf-
zunehmen sein wird.
fe
TSt
(Kunstblatt
1846,
Von dem Wandgemälde, welches Raphael in seinem 22sten Jahre
(1505) in einer Seitenkapelle des Kamaldulenserklosters S. Severo zu
Perugia ausgeführt hat und in welchem sich seine männliche Kraft zum
erstenmal, unbehindert von fremden Einflüssen, in ihrer eigenthümlichen
Fülle zeigt, hatte bisher durchaus keine genügende Nachbildung existirt.
Nur zwei Figuren, die des Christus und des h. Maurus, waren einzeln von
A. Krüger gestochen; ausserdem war das Ganze (mit Weglassung der
nicht mehr vorhandenen oder verstümmelten Theile) von Milde flüchtig
lithographirt, diese Lithographie aber wohl kaum in den Handel gekommen.
Gegenwärtig ist der Wunsch der Kunstfreunde, von diesem merkwürdigen
Jugendwerk des grossen Meisters eine entsprechende Nachbildung zu er-
halten, durch einen grossen Stich erfüllt, der, 2472 Zoll breit und 191], Zoll
hoch, von I. Keller zu Düsseldorf nach einer Zeichnung von E. v. Rho-
den gestochen, im Verlag von A. W. Schulgcn zu Düsseldorf erschienen
ist. Die Grösse des Stichs ist hinreichend, um das Detail der Composition,
die SiCh 1'111 hohen Spitzbogen ausbreitet, vollständig entwickeln zu können.
Unterwärts anf Wolken in feierlicher Würde die sechs heiligen Kamal-
dulcnser, je drei und drei auf jeder Seite; zwischen beiden Gruppen, etwas