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Berichte
und Kritiken.
dass es neben allgemeinen Ansichten dieser Bauanlage auch nicht an sorg-
fältiger Darstellung der charakteristischen Einzelheiten fehlt.
Wenn hienach die vorliegenden Lieferungen des Puttrich'schen Werkes
in wissenschaftlicher Beziehung wiederum vielfach Belehrendes bringen,
so ist hinzuzufügen, dass auch die künstlerische Behandlung der Blätter
zum grössten Theil sehr gediegen ist. Die inneren, wie die äusseren An-
sichten der Architekturen sind, neben aller Sorgfalt in Betreif des Charak-
teristischen, zugleich mit mehr oder weniger ausgezeichnetem malerischen:
Sinne aufgefasst und mit feinem Verständniss, nicht bloss des Gegenstandes,
sondern auch der Wirkung der Luft, die denselben umspielt, lithographirt.
Einzelne Blätter halten den Vergleich mit dem Besten aus, was wir in
dieser Hinsicht besitzen.
3) Die Ornamentik des Mittelalters. Eine "Sammlung auserwählter
Verzierungen und Profile byzantinischer und deutscher Architektur, ge-
zeichnet und herausgegeben von Karl Heideloff. II. Band oder VII-
XII. Heft. Mit 48 Stahltafeln und Bogen Text in deutscher und fran-
zösischer Sprache. Nürnberg 1845. gr. 4.
Der erste Band dieses Werkes ist in N0. 22 des Kunstblattes von 1844
unter der Rubrik Ornamentik besprochen; wir nehmen keinen Anstand,
den zweiten Band der obenstehenden Rubrik mit unterzuordnen, da das
Werk eine ebenso bedeutende Materialsammlung für das vaterländisch
kunsthistorische Studium wie für das Studium von Seiten werkthätiger
Architekten und Ornamentisten enthält, ja in mehrfachen Fällen (womit
wir übrigens sehr zufrieden sind) beträchtlich über das Gebiet des aus-
schliesslich Ornamentistischen hinausgeht.
Alles was früher über die Eigenthümlichkeit und die Treftlichkeit der
im ersten Bande enthaltenen Mittheilungen gesagt ist, findet vollständig
seine Anwendung auch auf die vorliegenden Hefte. Wir müssen die un-
gemeine Rüstigkeit des Herausgebers bewundern, mit welcher er uns hier,
sobald nach Vollendung des ersten Bandes, wieder eine so reiche Folge
der anmuthigsten und mannigfaltigsten Darstellungen bringt; ebenso aber
auch die sich durchaus gleichbleibende Feinheit der Auffassung, die Ele-
ganz und Schönheit der Zeichnung, die Sorgfalt, Zartheit und freie Leben-
digkeit des Stiches. Wenn wir hienach dem Geschmack des Herausgebers
alle Anerkennung zollen, so haben wir dieselbe jedoch und das ist ja
der eigentliche Zweck seines Werkes in noch höherem Maasse auf die
Originale, nach denen diese Darstellungen gefertigt sind, überzutragen.
Von den Schönheiten, an denen die mittelalterliche Kunst (allerdings neben
manchem Einseitigen und barock Phantastischen) so ungemein reich ist,
giebt uns eine Auswahl, wie die vorliegende, die glücklichste Anschauung.
ES sind diesmal besonders die spätromanische und die spätgothische Kunst-
91109119, die uns in den verschiedenartigsten Kunstbildungen vorgeführt
werden, Beides übrigens sehr charakteristisch für die reichere Ausbildung
des Orllamentes im Allgemeinen, indem- dieselbe vorherrschend in den
Schlussperioden der künstlerischen Systeme einzutreten pflegt. Für die
Späffomanische Epoche wird uns hier eine grosse Anzahl architektonischer
Verzierungen vorgeführt, besonders Friesstreifen der mannigfaltigsten Art
ebenso auch schöngebildete Säulenkapitäle u. dergl. Neben andern Mo-
numenten in verschiedenen Gegenden haben hiezu namentlich die Sebaldus-