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Sehr wahrscheinlichen Vermuthungen, angegeben. Die Ausdehnung der
Stadt betrug hiernach beträchtlich mehr als das Doppelte ihres gegenwär-
tigen Umfanges, wozu noch sehr weitgedehnte Vorstädte kommen, von deren
ehemaligem Vorhandenseinsich ebenfalls zahlreiche Spurenvorgefunden. Taf. 1
enthält den detaillirten Plan des gegenwärtigen Trier, mit Andeutung seiner
sämmtlichen Monumente, seiner Umgebungen und des Ganges seiner Mauer.
Vielleicht wäre es für die Anschauung vortheilhafter gewesen, alle antiken
Reste durch besondere Färbung oder Stichmanier auszuzeichnen und über-
haupt jeden einzelnen Punkt, wo solche sich finden oder vorhanden gewesen
sind, auch jede Spur alter Strassenzüge anzugeben; es frägt sich indess,
ob eine Darstellung der Art nicht etwa grösseren Aufwand nöthig gemacht
hätte, als im Plane des Herausgebers lag.
Hierauf folgt der „römische Kaiserpalast zu Trier", mit Grund-
rissen und Aufrissen des noch Vorhandeneii auf Taf. "2 und 3. Dies ist
die wichtigste Mittheilung der vorliegenden Lieferung, da sie das meiste
Neue bringt und die römische Archäologie sehr wesentlich bereichert. Es
ist jene, an der Südecke der heutigen und im Herzen der alten Stadt
belcgenc Ruine, welche unter dem Namen der Thermen am meisten bekannt
und neuerlich von Steininger, doch sehr willkürlich, als ein Pantoniimen-
Theater erklärt ist. Nach den von dem Herausgeber hier veranstalteten
Ausgrabungen (denen nur eine möglichst umfassende Fortßtzung zu wün-
schen ist) haben sich die früheren Hypothesen als unhaltbar erwiesen, und
hat sich die Nothwendigkeit herausgestellt, in den bisher bekannten und
gegenwärtig zu Tage geförderten Theilen dieses Gebäudes die Haupträume
eines grossartigen Palastes zu erkennen; die läeschaffenheit der letzteren,
die Lage des Ganzen lassen nur auf eine kaiserliche Residenz schliessen,
die historischen Umstände deuten auf Konstantin als den Erbauer. Es sind
ein paar mächtige Säle, denen die damals und später beliebten grossen
Conchen oder Absiden nicht fehlten, mit dazu gehörigen Nebenräumen und
mit sehr merkwürdigen und ausgedehnten Einrichtungen zur Heizung.
Fussboden und Wände waren mit kostbaren lilaterialien geschmückt. Für
die Anlage einer kaiserlichen Residenz, die nicht, wie Diocletians Villa
zu Salona, auf ganz eigenthümliche Verhältnisse berechnet war, erhalten
wir hier somit ein sehr interessantes und belehrendes Beispiel. Die Wohn-
räume und die sonstigen Lokale für das gemeine Bedürfniss sind unter
diesen bis jetzt bekannten Theilen des Gebäudes aber noch nicht vorhan-
den. Zu bemerken ist, dass das Gebäude schon früh, d. h. nach dem Fall
der Römerherrschaft in dieser Gegend, gelitten hatte, und dass damit in
Folge dieses Umstandes Restaurationen vorgenommen waren, deren Reste
für die Kultur der folgenden fränkischen Periode nicht ohne Wichtigkeit
sind, Namentlich gehören hieher die (jetzt auch schon verschwundenen,
doch aus älterer genauer Aufnahme bekannten) Reste eines Wohngebäudes,
welches theils neben dem Palast, theils quer über seine Fundamentmauern
hin aufgeführt war, und noch ganz die römische Anlage mit Hypocausten,
Absiden u. dgl. zeigte, wieder ein Beleg dafür, wie die römische Kultur
noch völlig in die Zeit der Frankenherrschaft hineinreicht.
Sodann; die "römische Basilika zu Trier" (Taf. 4), jener kolos-
sale, neuerlich so vielfach besprochene Baurest, der früher den Namen des
Konstantinischcn Palastes führte und von Steininger zuerst in seiner wah-
rcn Bedeutung erkannt ist. Als das grossartigste und bedeutendste Stück
einer antiken Basilika, das auf unsere Zeit gekommen, rechtfertigt das