Freiburg.
München.
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ein grösseres Bild: Zwei Engel, Halbfiguren, die das Schwelsstueh mit dem
Haupte des Erlösers halten. Auch dies Bild in der vollen Tiefe des Aus-
druckes. Das Christushaupt, warm dunkelbräunlich und weich gemalt, in
würdig schönem Ernste, die Engel naiv, aber innerlich bewegt. Die Ge-
staltung der Engel übrigens (wie gewöhnlich bei Zeitbloom) nicht ausge-
zeichnet; die Gewandfarbe licht.
Ein Bild mit dem Marterthum der heil. Katharina dem Martin
Schaffner zugeschrieben, erschien mir nicht hinreichend sicher, jeden-
falls kein bedeutender Beleg seiner Richtung. Ein andres Gemälde dieses
Meisters, mit sechs sitzenden weiblichen Heiligen, zeichnet sich durch sehr
anmuthige Naivetät und im Einzelnen durch schöne Motive, wenn auch
nicht durch tiefere Bedeutung, aus. Namentlich hat die eine höher sitzende
Heilige in Büste und Kopf ein graziöses, an Raphaels tlorentinische Epoche
erinnerndes Element. Die Carnation ist zart und heiter.
Vieles andre Oberdeutsche, was nicht persönlich zu bezeichnen. Auch
noch Niederrheinisches (Einiges gewiss aus Calcar) und Flandrisches. Dar-
unter die Halbfigur einer weiblichen Heiligen mit Landschaft, klein und
miniaturartig fein, dem Hemling zugeschrieben, wohl eher ein vorzüglich
schönes Bild von Hugo van der Goes. Ein Eccehomokopf von Quin-
tins Messys, gewiss in seiner Art. Ein kleines Bildchen der h. Doro-
lhea und des h. Norbert, vor dem ein Karthäuserabt kniet (wohl der Flügel
eines Reisealtärchens), dem von Boisseree sogenannten Schoreel zuge-
schrieben und jedenfalls der Weise dieses Künstlers. nahestchend.
Von Zöglingen der fränkischen Schule: eine schöne Kreuzigung von
Sch euffelin, klein, aber ein Hauptbild. Mehrere mittelkleine Tafeln von
Beham, mit einer gewissen eleganten Grossartigkeit in Gestalten und Fal-
ten, ebenso eleganter Färbung und nicht sehr ausgezeichneter Charakteristik.
Von Matthäus Grunewald endlich zwei Bilder mit den Halbliguien
des Petrus und Paulus. Dürefsche Manier, etwas ins Naluralistische ge-
mgßn; saftige Farbe.
München.
Der Gemäldesammlung der Pinakothek, vor deren Werken ich
früher schon manches Mal dem Wesen der alten Meister gelauscht, konnte
ich diesmal, durch Andres überwiegend in Anspruch genommen, nur
flüchtige Augenblicke schenken. Ein Paar kurze Notizen gehören diesem
Besuch an.
Raphaels heilige Familie aus dem Hause Canigiani (l, N0. 538), be-
kanntlich ein Hauptbild seiner florentinisehen Epoche, berührte mich in
dem darin anklingenden manieristischen Element etwas schärfer als früher.
In seiner, derselben Epoche angehörigen, doch etwas jüngeren Madonna aus
dem Hause Tempi (II, N0. 603) Iiel mir das sehr entschieden florentinisohe
Element, bei etwas kühler Stimmung, auf. Das hier befindliche Exemplar
seiner Madonna della Tenda (I, NO- 555) sprach mich durch die grosse,
volle, energische Behandlung an und erschien mit später als die Madonna
della Sedia, falls überhaupt dies Exemplar, was wohl nicht ganz sicher,
von seiner Hand herrührt. Das so schöne, doch etwas kalte Bildniss
des Bindo Altoviti (l- NO- 585) bezeichnet der Katalog noch immer. S0
vollständig auch schon die Acten über diese Streitfrage abgeschlossen
sind, als Raphaels eignes Portrait. In Betrell seiner hier vorhandenen