Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

Tournay. 
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folge des Hemling, sondern tragen in Ton und Behandlung 
Gepräge des 16te_n Jahrhunderts 1).  
entschieden 
das 
Tournay. 
Die Kathedrale. Die Vorderschiffe und das Quefsßhiflhromßflisßll, 
der Chorbau gothisch.  In dem Vordertheile niedere Seitenschiffe und 
gleich hohe Emporen über denselben, beide mit gegliederten Pfeilern und 
Bögen und beide überwölbt. Ueber dem Mittelquadrat von Quer- und 
mittlerem Langschid ein Kuppelthurm. Die Flügel des Querschiffes halb- 
rund in Absidenform schliessend, mit einem Säulengange im inneren, ähn- 
lich, wie solche Anlage in der Kapitolskirche zu Köln vorhanden ist. 
Starke viereckige Thürme zu den Seiten einer jeden der beiden Absiden. 
Diese Thürme den Absiden übrigens näher stehend als dem Kuppelthurm; 
daher schwer zu errathen, wie ursprünglich die eigentliche Chor-Absis 
angelegt gewesen, falls sie überhaupt dem System der Querschiif-Absiden 
entsprechend war. Diese romanischen Theile der Kathedrale entschieden im 
Charakter des 12ten Jahrhunderts; Einzelformen allerdings zwar mit Re- 
miniscenzen des 11ten Jahrhunderts, im Allgemeinen aber doch bereits 
eine sehr feine Durchbildung des romanischen Styles vorherrschend. Die 
Säulen in den QuerschiiT-Absiden einigermaassen barbarisch, etwa den 
Säulen der Regensburger Schottenkirche vergleichbar. Der obere Theil der 
Absiden, d. h. Alles vom Ansatz der Gewölbe (mit spitzbogigem Scheid- 
bogen) an, bestimmt später, obgleich noch im Charakter des Ganzen ge- 
halten. Das Aeussere der romanischen Theile, namentlich der Absiden 
und Thürme, sehr ernst, imponirend und südlich streng. Entschieden im 
nichtdeutschen  französischen  Charakter.  Der lauggedehnte Chor 
im reichen Frühgothisch, doch nicht besonders schön und von etwas matter 
Wirkung. Der Chor-Umgang mit fünf hinaustretenden Polygon-Kapellen. 
Bei diesen führt das Bestreben nach dem Scheine des Leichten zu einem 
sehr unglücklichen ästhetischen Erfolge. Sie lehnen lose aneinander; von 
dem festen Mauerpfeiler zwischen ihnen ist im Innern überall nur die Stirn 
zu sehen, während seine Masse ganz nach aussen hinausgeschoben ist; 
und da sie im Uebrigen gleiche Höhe mit den Seitenschiffen haben, so 
sieht man hier in der That, statt am Schlusse des ganzen Gebäudes irgend- 
wie den Eindruck ruhiger Festigkeit zu gewinnen, nur ein überall gebro- 
chenes Mauer- und Fensterwesen. Für den sehr erheblichen Unterschied 
des Chorkapellenkranzes im Grundriss (viel mehr einem Produkte des Cal- 
euls als des naiven künstlerischen Gefühles) und seiner Erscheinung im 
Gebäude selbst giebt es kaum ein schlagenderes Beispiel. Im Chore selbst 
sind die Pfeiler  mit Ausnahme der in seinem polygonischeu Schlusse 
befindlichen  nachmals an ihrer hinteren, den Seitenschitien zugewandten 
Seite verstärkt worden, zwar in ganz stylgemässer, doch nicht in schöner 
Weise. Früher waren sie sehr schlank und denen des Chorschlusses ohne 
Zweifel ähnlich. Das Stabwerk der Chorfenster ist meist nicht mehr vor- 
i) Nach Passavant, Kunstreise durch England und Belgien, S. 354, wären 
beide Bilder von A. Olaessens mit der Jahrzahl 1498 bezeichnet. Nach der An- 
gabe des Katalogs der Sammlung vom J. 1845 haben beide die Jahrzahl 1598 
(was nicht etwa ein Druckfehler des Katalogs ist). Ich habe darüber nichts 
notirt, halte jedoch die letztere Angabe für die richtige.
	        
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