Antwerpen.
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Augustiuerkirche. Berühmtes grosses Altarbild von Rubens;
Maria mit dem Kinde auf hohem architektonischem Unterbau und Heilige
die zur Verehrung herandrängen. (Die Skizze dazu in der Gallerie de;
Berliner Museums.) Gewiss eine der treiflichsten Compositioneu des Mei-
sters in seinem Stürmisch freudigen Genre, auch nach seiner Art in vor-
trelTlicher Haltung. Vorzüglich schön, obgleich sehr verschiedenartig be-
handelt, das Nackte des Johannes und des heil. Sebastian; hierin grossartig
schlagende Naturwahrheit. Leider ist das Bild wie andre von Rubens
Hand in Antwerpen sehr trocken und die Farbe dumpf eingeschlagen;
daher keine bedeutende Wirkung mehr, die früher gewiss strahlend
gewesen ist.
Kirche S t. Paul. Namhafte Gemälde; darunter die Geisselung Christi
von Rubens, ein Bild fürchterlicher Naturwahrheit, besonders was den
zertleischten Rücken des Erlösers betrifft, und eine sehr bedeutende Kreuz-
tragung von van Dyck, durchaus das energische Gepräge seiner jungen
Zeit tragend und hierin ganz den, derselben Periode angehörigen Bildern
van Dycks, die im Berliner Museum befindlich sind, entsprechend. Zur
Seite der Kirche ein wunderliches künstlerisches Curiosum: ein aus kleiner,
Felsgrotten, Figurengruppen, Statuen und Reliefs hoch an der Kirche em-
porgcbauter Calvarienberg. Allerdings nur ein wüstes Rococo, aber gßrvade
der Art, dass die Anlage, verfallen und verwachsen, den prächtigsten male-
rischen ElTekt machen müsste. Unsere Wünsche gehen auf eine solche
Zukunft dieses WVerkes.
Museum von Antwerpen. Merkwürdige Bilder der älteren Epochen,
zumeist aus der ehemaligen v. Ertb0rn'schen Sammlung herrührend. Darunter:
Vier dem Giotto zugeschriebene Tafelnywohl Aussen- und Innen-
seiten der Flügel eines Altares. Verkündigender Engel und Maria, Kreuzi-
gung und Kreuzabnahme; die beiden letzteren Darstellungen iigurenreich,
Auf dem alten Rahmen dieser letzteren steht mit anscheinend alter Schrift
Symon pinxit, also wohl der Sieneser Simoue di Martino, was
mir nach der ganzen Arbeit, besonders der ersten beiden Bilder, keines-
wegs unwahrscheinlich ist.
Ein heiliger Abt in schwarzem Gewande und mit dem Krummstabe,
entschieden von Meister Wilhelm von Köln.
Ueber die Bilder des Johann van Eyck (namentlich das reizende
Bildchen einer Madonna, die zur Seite eines zierlichen Messingbrunnens
steht, vom Jahr 1439 und eine nicht minder treifliche Federzeichnung der
h. Barbara vom Jahr 1437), über die aus seiner Schule herrührenden
Werke, darunter sich die, jetzt dem Rogier von Brügge (R. van der
Weyde d. ä.) mit Zuversicht zugeschriebene höchst interessante Dar-
Srenung der sieben Sakramente auszeichnet, über die des Antoncllo
da Messina, die zierlichen Arbeiten Hemlings u. s. w. ist von Andern
bereits mehrfach Auskunft gegeben. Das Bild der sieben Sakramente ent-
spricht auf das Vollständigste dem Bilde der Berliner Gallerie (Geburt
Christi und Verkündigung derselben an die Herrscher des Occideriis und
des Orients), welches dort demselben Rogier zugeschrieben ist. Die Bilder
des Antonello bestehen aus zwei klelnen Stücken: einem männlichen Kopfe,
im früheren, entschiedener ilandrischen Charakter des Künstlers; und eine
Landschaft mit Maria und Johannes unter dem Kreuze, ein etwas dünn
componirtes Bild, das in der Landschaft und im ganzen Farbenton das
spätere Anscliliesseu des Künstlers an die damaligen Venetianer allflßlliüi-