Reisenotizen
VOHI
l845.
der Umrahmung, mit der Unterschrift des Thomas a Mutina; und eine
Maria mit dem Kinde, ebenfalls mit kleinen Figuren umgeben. Beide
Bilder wieder entschieden italienisch, die Maria eigen grossartig, bologne-
sisch, etwa mit sienesischem Anklange.
b) Ueberaus grosse Menge von Tafelbildern an der oberen Hälfte der
Wände, Heilige und Regenten darstellend, vermuthlich von Theodori ch
von Prag gemalt. Sämmtlich restaurirt, doch, wie es scheint, in mässiger
Weise. Hier herrscht eine eigenthümlich schwerere Bildungsweise vor,
die aber in sehr vielen Fällen keinesweges unschön erscheint. Es ist eine
grosse Würde darin, mit dem Ausdruck anziehender Milde verbunden und
in weicher Modellirung vorgetragen. Im Einzelnen zeigen sich schon
glücklich derbe naturalistische Versuche.
c) Die grossen Wandmalereien an den tonnenartigen Ueberwölbungen
der tiefen Fensternischen. Scenen und Gestalten des neuen Testaments.
In diesen giebt sich eine andre künstlerische Hand zu erkennen, etwa die
des Wurmser von Strassburg. Die Gestalten haben ebenfalls noch
etwas Massiges, doch erscheint dies noch weniger auffallend, als bei denen
der ebcngenannten Gemälde; es macht sich vielmehr ein eigenthümlich
zartes Gefühl, besonders in der deutsch rundlichen Bildung der Gesichter,
geltend. Die Arbeiten stehen schon denen der Kölner Schule zur Zeit des
,Meister Wilhelm parallel, nur sind die Figuren meist voller. Bei weichem
Liniengefühl herrscht in ihnen eine noch weichere Modellirung und Färbung.
Die Gewandtöne sind in den sanftesten Farben gehalten, z. B. einem ganz
weichen Lila, worin nicht minder eine unmittelbare Vorbereitung der
Richtung der kölnischen Schule zu erkennen ist.
Die Thätigkeit des Meister Wilhelm von Köln schliesst sich unmittel-
bar an diese Werke an, und seine künstlerische Ausbildung dürfte in der
That unter dem Einflüsse des Meisters der letzteren erfolgt sein. Dies nahe
Verhältniss zu Wilhelm und der- Umstand, dass dessen Blüthe erst gegen
den Schluss des Jahrhunderts fallt, lässt es aber bestimmt erkennen. dass
die Malereien zu Karlstein in der oben erwähnten kurzen Bauzeit von
1348-57 nicht bereits zu Ende gebracht waren, dass ihre Ausführung
vielmehr wohl bis in die spätere Regierungszeit KarPs IV. (er starb 1378)
hinabreicht.
REISENOTIZEN
VOM
JAHRE
13431).
Lüttich.
Kirche St. Paul.
auf Säulen, über deren
Gebäude aus frühgothisclner Zeit. Das Mittelschiff
Kapitälen je drei WVandsäulchen als Gurtträger auf-
1) Meine Reise vom J. 1845, auf besondre amtliche Veranlassung unternom-
men, War vorzugsweise den Angelegenheiten der lebenden Kunst gewidmet. Den
Werken älterer Kunst konnte ich überall nur eine bedingte Theilnahme schen-
ken; was ich mir darüber notirt, ist somit meist nur kurz, betrifft zum Theil