Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

Karlsteirx. 
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künstliche Graltempel sollte dem ersten, persönlich und individuell be_ 
wegten Streben deutscher Malerei, soweit uns davon überhaupt nur eine 
Kunde geblieben] ist,d dä: lirafägste Anregung 212d darin eine bestimmte 
v für fo wen e n wic e ungen gewa r  
Grulldidzdheich kehre zu meinen flüchtigen Tagebuchnotizen zurück. Für- 
Bul-geinriclltllng, für nähere Kenntniss des mittelalterlichen Burglebens,  
zwar unter Beziehungen, wie die eben besprochenen,  dürfte die Ein- 
sicht in die Baurisse der Burg sehr belehrend sein. Von ausgebildeter 
Architekturform habe ich nichts Bemerkenswerthes wahrgenommen. Für 
das kunsthistorische Interesse kommt im Wesentlichen nur die schon er- 
wähnte Ausstattung der heiligsten Lokalitäten und kommen namentlich 
die darin vorhandenen der Zeit Karls lV. angehörigen Malereien in Be- 
tracht. Hienach sind anzuführen: 
1. Die Maria-Himmelfahrtskirche. Wandmalereien, die nur theil- 
weise und sehr verblasst erhalten sind. Darstellungen der Apokalypse, 
fragmentarisch, mit einzelnen grossartig giottesken Figuren. Eine stehende 
weibliche Figur (eine Madonna) und eine liegende, beide sehr anmuthig; 
besonders bei der letzteren die lieblichste, rundlich deutsche Gesichtsbil- 
dung. Drei übermalte Billder KvarPä Da. mit Personen seiner Familie.  
A rdem s ätere und ro iere an rna ereien. 
USS; Die Katharinenkapelle, zur Seite der Kirche, der Raum, in welchen 
sich Karl IV. auf längere Zeiten zurückzog und in welchem er mit Speise 
und Trank, mit Büchern und brennender Lampe ohne Hineintreten eines 
Zweiten versehen wenden konnte. An den Wänden mit geschliffenen Kar- 
naten und Achaten in Goldfassung auf Gypsgrund, am Gewölbe mit zum 
Theil noch kostbareren Steinen versehen. An Malereien finden sich hier; 
über der Eingangsthtir die Brustbilder Karls und seiner Gemahlin Anna, 
übel-man; an der Langwand, dem Fenster gegenüber, sieben Köpfe hei- 
liger Landespatrone: in der Altarnische die h. Jungfrau mit dem Kiude, 
zu deren Seiten der Kaiser und die Kaiserin knieen. Dies letztere Bild 
ist besonders beaehtenswerth; es hat sehr gelitten, doch ist es durch grossc 
Anmuth und eine gewisse italienische Gefühlsweise ausgezeichnet; der Kopf 
der Maria hat Etwas, das sich dem Charakter der sienesischen Malerei zu- 
neigt. Hierin dürfte die Hand jenes Thomas von Mutina zu vermutheu 
sein, dessen Kunst der Kaiser neben den nach Böhmen übersiedelten 
deutschen Malern in Anspruch nahm.  Antependium des Altares; die 
Vordertafel übermalt, die Seitentafeln rein, aber sehr beschädigt.  Glas- 
malereien in den Fenstern, gerühmt, doch nur von gewöhnlicher Bedeutung. 
3, Das Stiegenhaus, das im grossen Thurme zur Kreuzkapelle emporführt. 
Ganz Injtwandbildern versehen: Geschichten der h. Ludmilla und des h. Wen- 
zehEngel u.s.w. Sehrverschossen; allgemeiner Charakter des 14.Jahrhunderts. 
4_ Die im grossen Thurme befindliche Kreuzkapelle, in der architek- 
tonischen Anlage einfach viereckig, mit sehr tiefen ltensternischen. Hier 
 wo Karl IV, die Reichskleinodien und Urkunden und ausserdem einen 
m hat; heili er Reliquien aufbewahrte  die Anwendung höchst 
äeyzäärdvciflerischer Päacht an unzählbaren edlen Steinen, welche die Wände 
bedecken, an vergoldeten Gitterwerken, auf denen, die Wände entlang 
laufend. tausende von Kerzen brannten, an Malereien u. s. w. Unter den 
 'nd zu unterscheiden: 
Maleailelglirvdi Tafeln, hoch, in italienisch gothischer Umrahmung: ein lilccf- 
rmmo (sehr beschädigt, der Kopf ganz fehlend) und kleinere Figürchen lll 
Kugler, Kleine Schriften. ll. 32
	        
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