Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

484 
und 
Berichte 
Kritiken. 
hildetes Auge nicht wohl anders urtheilen kann, selbst abgesehen von der 
ungleich gediegneren Ausführung einzeln vorhandener Niobitlenfiguren 
Den vatikanischen Apollo nimmt der Verfasser als gleich alt mit dem 
Laokoon an, d. h. als der letzten Epoche selbständig griechischer Kunst- 
hlüthe angehörig; sehr gut sagt er von ihm: "Es ist eine subjektive Idea- 
lität, ein vereinzelter Gedanke, nicht eine verkörperte Vorstellung desVolkes." 
Der Verfasser beschliesst seine Betrachtungen über die griechische 
Kunst in einem besonderen Kapitel mit einem "Rückblick auf den Ent- 
wickelungsgang und die Richtung der griechischen Kunstß Dies Kapitel 
bildet den Schluss- und Ausgangspunkt dessen, was er in der Einleitung 
des zweiten Bandes und in den späteren allgemeinen Erörterungen über 
das Verhältniss der Kunst der Griechen zu ihrer" Sittlichkeit aufgestellt 
hatte. Er kommt noch einmal hierauf zurück und weist die Schranken 
nach, die dem griechischen Bewusstsein gesteckt waren, die einen so 
raschen Verfall der Sittlichkeit, unmittelbar nach der glänzenden Erhebung 
des Volks, zur Folge hatten, die überhaupt das höchste Vorbild der Sitt- 
lichkeit im äusseren Leben unerreichbar erscheinen lassen mussten, die 
aber für die Kunst dennoch so günstig wirkten, dass gerade hier jenes 
Höchste, dem man anderweit vergebens nachstrebte, zu erringen möglich 
ward. Der Raum dieses Blattes gestattet es mir nicht, auf diese geistvolle 
Auseinandersetzung näher einzugehen. 
Das dritte, den italischen Völkern gewidmete Buch des zweiten Bandes 
behandelt im ersten Kapitel die nlltrusker." Die Eigenthümlichkeit dieses 
Volkes und der Unterschied seines Charakters von dem der Griechen,  
das mehr Nüchterne, Verständige desselben, aber zugleich auch die grössere 
Berechtigung des Persönlichen und der persönlichen Innerlichkeit des Ge- 
fühls, wird einleuchtend auseinandergesetzt und als Grundelement neuer 
künstlerischer Erscheinungen, die, ob auch minder vollendet, doch alle 
Beachtung verdienen, nachgewiesen. Als vorzüglich charakteristische Bei- 
spiele werden namentlich die etruskischen Sarkophagsculpturen vorgeführt 
und dargelegt, wie an diesen jene geistigen Anlagen des Volkes zu einer 
entschieden malerischen Compositionsweise, im Gegensatz gegen den grie- 
chischen Reliefstyl, führen mussten. Bei der Betrachtung über die etrus- 
kische Architektur hätte ich ein etwas näheres Eingehen auf die erhaltenen 
Monumente und Fragmente gewünscht, indem die Beobachtung der Detail- 
bildung an denselben wohl bestimmtere Aufschlüsse über den Formensinn 
des Volkes zu geben geeignet ist. 
Die vier folgenden Kapitel desselben Buches behandeln die römische 
Kunst, doch nur bis zur Zeit desGallienus, indem der Verfasser die 
merkwürdigen Umwandlungen, die in derselben, und insbesondere in der 
Architektur, von der späteren Zeit des dritten Jahrhunderts ab begin- 
nen, dem dritten Bande, d. h. der Darlegung der ersten Entwicke- 
lnngsmomente des Mittelalters vorbehält. Eine Abhandlung über Charakter 
und Sitte der Römer eröffnet diesen Abschnitt; dann folgt die Betrachtung 
der einzelnen Künste in ihrer römischen Verfassung, wozu wiederum das 
bekannte Material vorlag. Gewisse charakteristische Eigenthümlichkeiten 
der römischen Architekturanlagen werden mit vielem Geist näher ent- 
wickelt; namentlich scheint mir die Auseinandersetzung über die bei den 
römischen Tempeln vorherrschende und auf besondere Weise ausgebildete 
Form des PYOStylos, im Gegensatz gegen den griechischen Peripteros, und 
die tibcr den majestätisch kalten Rundbau des Pantheons ungemein glück-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.