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Berichte und Kritiken.
so zierlich künstlerische Ausbildung erreicht haben, wie gerade in Halber-
stadt.
Eine sehr heaehtenswerthe Thätigkeit für die Kenntnissnahme und
Erforschung der vaterländischen Kunstdenkmale ist in jüngster Zeit be-
sonders in dem Nordwesten Deutschlands, in den Gegenden des Nieder-
rheins, erwacht. Die Angelegenheit des Kölner Dornbaues und das hohe
nationale Interesse desselben scheint vornehmlich den Anstoss zu diesen
lebendigeren und umsichtigeren Arbeiten gegeben zu haben. Das "Kölner
Domblatt" hat sich als literarisches Organ, wie zunächst für die Zwecke
des Dombaues selbst, so auch für anderweitige Mittheilungen in Bezug auf
die mittelalterliche Kunstweise jener Gegend "hingestellt und bereits viel
Belehrendes gebracht. Besondere Monographien, auch andere Sammel-
werke haben sich demselben an die Seite gestellt. Die „Diplomatischen
Beiträge zur Geschichte der Baumeister des Kölner Domes etc. von
A. Fahne" haben im Kunsthlatte unlängst bereits die verdiente Würdigung
gefunden. Eine zweite Monographie steht ebenfalls in nahem Bezug zur
Geschichte des Kölner Dombaucs, obgleich sie nicht ausschliesslich kunst-
historische Interessen verfolgt. Ihr Titel ist:
Conrad von
des Kölner
Hochstaden, Erzbischof von Köln und Gründer
Doms (1238-1261). Von Jacob Burckhardt. (Bonn
184a. ms s. in s.)
Ueber das allgemein geschichtliche Verdienst dieser Schrift, das bereits
vielseitige Anerkennung gefunden hat, kann hier nicht gesprochen werden.
Herr BurckhardtlVerf. der "Kunstwerke der Belgischen Städteu) hat sich
indess nicht begnügt, nur die merkwürdigen politischen Verhältnisse und
Wirrnisse jener Zeit und die Art und Weise, wie Erzbischof Conrad darin
verflochten war, darzustellen; es kam ihm zugleich auch darauf an, von dem
bewegten Kunstleben jener Tage, von dem Zusammenklang desselben mit
bürgerlichen und religiösen Interessen ein anschauliches Bild zu geben, und
solchergestalt das grosse Unternehmen des Dombaues, das den Namen Conrads
mehr als seine politischen Thaten der Nachwelt überliefern sollte, dem Ver-
ständniss der Leser näher zurücken. Die ganze Darstellung hat durchaus in-
dividuelle Färbung, sowohl in dem Charakter des Erzbischofes und der ge-
sammten volksthürnlichen Zustände, als auch in der Entwickelung der dama-
ligen künstlerischen Verhältnisse. Wir haben die Schrift als einen der
wichtigsten Beiträge für die, schon ziemlich zahlreiche Literatur, die sich
auf den Kölner Dombau bezieht, zu bezeichnen.
Nicht minder belehrend ist schliesslich eine Reihenfolge artistisch-
historischer Aufsätze, die uns das
Niederrheinische Jahrbuch für Geschichte, Kunst und Poesie.
Zum Besten der Bonner Münsterkirche herausgegeben von Dr. Laurenz
Lersch. Mit vier architektonischen Abbildungen. (Bonn 1843.)
bringt. Die betreffenden Aufsätze sind: 1) "Ueber die vorgothischen Kirchen
am Niederrhein," von J. Burckhardt. Eine vortreifliche Entwickelung
der reichen und malerisch imposanten Compositionsweise, wodurch diese
Kirchen sich auszeichnen, während die höhere Durchbildnng des Details
bei den meist einfacheren Architekturen derselben Epoche in Mitteldeutsch-