1. Anecdota Delpbica.
von Athen.
Die Akropolis
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l. Anecdota De] phjca edidit Ernestus Curti us. Accedunt tabulae
duae Delphicae. Berolini MDCCCXLIII.
2. Die A krop ol is v on A the n. Ein Vortrag im wissenschaftlichen
Vereine zu Berlin, am 10. Februar gehalten von Ernst Curtius. Mit
einer Lithographie. Berlin 1844.
1844,
(Kunstblatt
Der Verfasser der beiden vorstehend genannten Schriften hat sich be-
kanntlich mehrere Jahre in Griechenland aufgehalten; das Verdienst dieser
Arbeiten beruht zunächst in der eigenen lebendigen Anschauung und in
der Mittheilung des hiedurch Erworbenen.
Nr. 1 behandelt, wie der Titel andeutet, Alterthümer von Delphi, die
bisher noch nicht herausgegeben waren. Der wesentliche Theil des Buches
betrifft Inschriften, die dem Interesse unseres Blattes ferner liegen. Das,
was für uns vorzugsweise wichtig ist. sind einige Mittheilungen über den
Apollotempel von Delphi, die durch einen Situationsplan der Gegend
und durch Zeichnungen aufgefundener Architektur- und Sculpturfragmente
veranschaulicht werden. Die Angaben des Textes sind leider ziemlich kurz;
einiges Nähere verdankt der Unter-zeichnete anderweitig freundlicher Mit-
theilung von Seiten des Verfassers.
Was das Historische des Tempels anbetrifft, so weiss man, dass der-
selbe, nach einem Brande im ersten Jahr der 58sten Olympiade, durch die
Alkmäoniden neu zu bauen übernommen und die Ausführung des Baues
dem Spintharos von Korinth übertragen ward (548 v. Chr. Geb), auch, dass
die Alkmäoniden ihr Vorhaben glänzender als nach dem ursprünglichen
Plane ausführen liessen, indem die Vorderseite des Tempels aus parischem
Marmor erbaut ward. Es scheint jedoch, dass der Tempel wenigstens in
einzelnen Theilen lange unvollendet blieb. Da der Bau nicht, wie. bei
athenischen Tempeln, eine Staatsangelegenheit, sondern auswärtigen Wohl-
thätern überlassen war, so erklärt es sich, wenn wir verschiedentlich noch
in späteren Zeiten von dem Fortbau des Tempels hören. Bei Aeschines
(c. Ctesiph. S. 116) wird derselbe ein uoctvög vscbg genannt, und der Scho-
liast zu der Stelle sagt, Nero habe den Bau zu Ende geführt. Nach Plu-
tarch (Anton. c. 23) hatte auch Antonius die Absicht gehabt, ihn zu voll-
enden. Von den Giebelfeldern des Tempels aber spricht schon Herodot
(II, 180; V, 62), wie später Pausanias (X, 5, 5; 19, 3), und einen Theil
der Metopen des Frieses beschreibt Euripides (in Jon, 190-218). An der
Wand des Pronaos waren die sieben delphischen Sprüche, obenan das
T1154), geowgiw, zu lesen. (Plutarch de Garrul. XVII; Pausan, 24, 1.)
Die Lage des Tempels, welche Leake, Boss und Thiersch noch
nicht kannten, ist erst 1840 mit Sicherheit nachgewiesen an der noch an
ihrer Stelle erhaltenen südlichen Stufe und an den herabgesunkenen, beim
Bau eines Hauses zum Vorschein gekommenen architektonischen Trümmern.
Die Grabungen innerhalb der Cella konnten wegen der dadurch bedrohten
Wohnungen zu keinem Resultate führen; doch fanden sich deutliche Spu-
ren de; unterirdischen Kammern, welche einen Theil der Tempelschätze ent-
hielten und welche einst von den phokischen Seeräubern aufgerissen wurden-
Aus den aufgefundenen Säulentrümmern geht hervor, dass der Tempel
im Aeussem ein Hexastylos von dorischer Ordnung war, die dorlßchen