der deutschen Kunst im Mittelalter.
Geschichte
Zur
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Sßhlusse beträchtlich über dieselbe hinaustretend, gehört einer weiter vor-
geschrittenen Zeit des germanischen Styles an._ Im Innern sind beide
Chöre vgn dem Kirchenschiff durch besondere Zwischcnbauten, sogenannte
Letmer, getrennt, die beide, rücksichtlich der Zeit, der sie angehören, in
Deutschland fast ohne Beispiel zu sein scheinen, da anderweitig bei uns
die Lettner, so viel mir wenigstens bekannt, nur in der Spätzeit des ger-
manischen Styles vorkommen; der östliche nämlich, im spätromanischen
Style, ist gleichzeitig mit dem Hauptbau der Kirche, der westliche, früh-
gerrnanisch und besonders reich dekorirt, gleichzeitig mit dem Bau des
westlichen Chores. Dann zeichnet sich der Dom, wie bemerkt, durch
mancherlei Bildwerk aus, das in seinem Innern eingeschlossen ist. Die
wichtigsten Stücke desselben bestehen aus Sculpturen, Reliefs und Statuen,
welche den westlichen Lettner und das Innere des westlichen Chores
schmücken, mit diesen, wie sich aus äusseren ganz unzweifelhaften Kenn-
zeichen ergiebt, gleichzeitig sind und somit für die erste Entwickelungszeit
des germanischen Styles in der bildenden Kunst von Deutschland wiederum
die grösste Bedeutung haben.
Die bildlichen Darstellungen, welche die in Rede stehenden Lieferun-
gen des Puttrichschen Werkes enthalten, bestehen aus 28, zumeist litho-
graphirten und in vollständig malerischer Wirkung ausgeführten Blättern.
Wie überall bei Puttrich, der sein Werk auf gleiche Weise dem" Interesse
des Laien, wie dem des Forschers und Kenners gerecht zu machen sucht,
so sind auch hier die architektonischen Darstellungen zumeist nur in per-
spectivischen Ansichten gegeben. Wir entbehren dadurch allerdings der
bestimmteren Belehrung über das Ganze des Organismus und seiner Ver-
hältnisse, die sich aus geometrischen Aufrissen und Durchschnitten ergiebt,
besonders wenn diese in klarer Linearzeichnung gehalten sind; wir fühlen
uns aber das Allgemeine des Eindruckes unmittelbarer gegenüber geführt,
und wir müssen jedenfalls zugeben, dass diese Unmittelbarkeit für den
grösseren Theil der Beschauer und für die Erregung einer verbreiteteren
Theilnahrne an den Denkmalen solcher Art nur vortheilhaft wirken kann.
Aus verschiedenen Standpunkten werden uns Ansichten des Aeusseren und
des Inneren und der einzelnen Theile des Gebäudes mitgetheilt; Ansichten
des Aeusseren von Südosten und von Nordwesten, sowie ein Blick auf den
Haupttheil der Kirche vom Kreuzgange aus; Durchblicke durch das Lang-
schid und durch das Querschiff des Domes; besondre innere Ansichten
der beiden Chöre u. s. w. Das Innere des östlichen Chores sehen wir in
zwei Ansichten, ostwärts und westwärts gewandt, vor uns, um dadurch zu-
gleich von dem schönen gothischen Gestühl, das denselben erfüllt und des-
sen meisterhaft gearbeitete Ornamente eigentlich ein ganz besondres Werk
erfordert hätten, wenigstens einige nähere Andeutungen zu geben. In vor-
züglich gelungener Behandlung erscheint unter diesen Blättern das zweite
(No. 25, gez. von Sprosse, lithogr. von Asselineau), in dem man aus
dem Chor in das Schiff der Kirche blickt, in dem leider jedoch die Archi-
tektur des letzteren ganz willkürlich, als hlosses Phantasiebild, behandelt
ist. Dann sind die innere Ansicht einer Seitenkapelle, ein Durchblick
durch die Krypta, ein Durchblick durch den Kreuzgang, sowie eine A11-
sicht des in der Vorhalle belegenen Hauptportales anzuführen. Der merk-
würdige Oberbau des nördlichen Thurmes auf der Westseite ist auf einem
besondern Blatte in grösserem Maassstabe gegeben, ausserdem Sind Sechs
Blätter mit ornamentistischen Details, namentlich Säulenkapitälen, angßfüllt,