Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

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Berichte und Kritiken. 
Zur 
Geschichte 
der 
deutschen 
Kunst 
im 
Mittelalter. 
(Kunstblatt 1844 , No. 
49 
Unter den zahlreichen Baudenkmalen, welche sich in den thüringis ch- 
sächsischen Gegenden aus der früheren und späteren Zeit des Mittel- 
alters, aus den Perioden des romanischen und germanischen Styles erhal- 
ten haben, ist der Dom von Naumburg als eines der bedeutendsten und 
interessantesten hervorzuheben. Das Gebäude imponirt ebenso durch gross- 
artige Verhältnisse und malerisch wirksame Composition, wie durch Rein- 
heit des Styles in seinen verschiedenen Theilen und tüchtige solide Ans- 
führung; auch schliesst dasselbe mehrere sehr bemerkenswerthe bildnerische 
Denkmale in sich ein. Für die kunsthistorische Forschung giebt der Dom 
in mehrfacher Beziehung die wichtigsten Anknüpfungspunkte; doch bedarf 
es für die chronologische [Feststellung seiner verschiedenen Theile einer 
gründlichen und bis in das Einzelne durchgeführten Kritik. Jüngster- 
schienene ausführliche Mittheilungen und bildliche Darstellungen in Bezug 
auf den Dom geben uns eine erwünschte Gelegenheit, näher auf ihn ein- 
zugehen und anderweitige Bemerkungen über entsprechende Verhältnisse 
der kunsthistorischen Entwickelung daran anzuknüpfen. Dies sind die 
neueren Hefte der „Denkmale der Baukunst des Mittelalters in 
Sachsen, bearbeitet und herausgegeben von Dr. L. Puttrich."  Die 
Lieferungen 9-14 der zweiten Abtheilung dieses Werkes. welche die 
Denkmale der preussischen Provinz Sachsen umfasst, behandeln den Dom; 
sie bilden ein zusammenhängendes Ganze, dessen besondrer Inhalt durch 
einen Separattitel angegeben wird: „Der Dom zu Naumburg, beschrie- 
ben und nach Anleitung urkundlicher Quellen archäologisch erläutert von 
C. P. Lepsius, königl. preuss. Geh. Regierungsrath; mit einigen Zu- 
sätzen über andere, mittelalterliche Bauwerke dieser Stadt herausgegeben 
von Dr. L. Puttrich."  
 Zur allgemeinen Charakteristik des Domes möge zunächst das Folgende 
dienen. Die Hauptmasse des Gebäudes, das Schiff und Querschid, sind in 
eleganter spätromanischer Weise, im Innern mit vorherrschend spitzbogigen 
Wölbungen, mit geschmackvollen Profilirungen und Laubornamenten aus- 
geführt: ebenso die ausgedehnte Krypta unter dem östlichen Chore (deren 
mittlerer Theil jedoch älter ist und das Gepräge strengeren romanischen 
Styles trägt) und die älteren Theile des auf der Südseite belegenen Kreuz- 
ganges. Gleichzeitig hiemit sind zwei Thürme auf der Ostseite der Kirche, 
wenig jünger die Thürme auf ihrer Westseite oder doch der vorzüglichst 
charakteristische Theil des einen dieser Thürme (des nördlichen), indem 
der andere (der südliche) sich nicht über das Kirchendach erhebt. Dem 
HauPtSChilT der Kirche schliesst sich sodann auf beiden Enden ein Chor- 
bau an- Der westliche Chor trägt das Gepräge des germanischen (gothi- 
Stillen) Ballftyles in dem ersten Stadium seiner Entwickelung, und bildet 
ein sehr wichtiges Beispiel für dies Moment der deutschen Kunstgeschichte; 
der östllchß Chor, über der alten Krypta. sich erhebend, aber mit seinem 
 4) Leipzig, 
Hxrsch. Fol. 
auf Kosten 
bei Friedlein 
Commission 
des Herausgebers , in 
und
	        
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