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Berichte und Kritiken.
dadurch, dass die Originale, seit sie von dem Herausgeber gezeichnet
Wurden, bereits zerstört sind, dass mithin eine zureichende Kunde von
ihnen allein in diesen Blättern erhalten bleibt. Wir lassen eine flüchtige
Uebersicht der wichtigeren Darstellungen des ersten Bandes folgen.
Die Dekorationsweise des romanischen Styles wird besonders durch
architektonische Ornamente vergegenwärtigt. Schwäbische Bauten haben
zahlreiche Beispiele für die reich phantastische, aber noch strenge Weise
in den früheren Zeiten dieses Styles hergegeben; den bunten Friesen, Säu-
lenkapitälen und andern Zierden der merkwürdigen Walderichskapelle zu
Murrhard reihen sich einzelne Stücke der Art aus Ellwangen, Hirschau,
Denkendorf, Lorch, Faurndau, Alpirsbach, Anhausen, Schwäbisch-Hall,
Schwäbisch-Gmünd und dem zerstörten Stammschlosse Württemberg an.
Neben ein Paar französischen Stücken, aus Paris, sind dann elegantere
romanische Ornamente der späteren Zeit aus fränkischen Orten, aus der
Sebaldskirche zu Nürnberg, aus Kloster Heilsbronn, aus dem Bamberger
Dome, der Burgkapelle zu Coburg u. s.w. anzuführen; auf diese folgen
ein Paar schöne Stücke aus Freiburg an der Unstrut und Merseburg. Einige
auf die Mauer gemalte Ornamente romanischen Styles rühren aus dem
ehemaligen Stammschlosse Württemberg, aus dem Dome von Bamberg und
dem Kloster zum heiligen Kreuz bei Neissen her. Den Uebergang des
romanischen in den germanischen Styl vergegenwärtigen die Details der
zierlichen F ensterarchitektur an dem sogenannten Münzgebäude der alten,
in ihren Resten noch immer so mächtigen Salzburg, bei Neustadt an der
fränkischen Saale. Für die gothische Dekorationsweise werden zunächst
Details der Lorenzkirche zu Nürnberg, sowie einige von französischen
Kirchen gegeben, dann, neben andern Einzelheiten, das ungemein zierliche
und geschmackvolle Portal der zerstörten Katharinenkirche zu Esslingen.
Noch mannigfaltiger aber und reichhaltiger finden wir die Ornamentik dieser
Zeit an selbständigen dekorativen Werken vertreten, wie an dem präch-
tigen Taufstein der Marienkirche zu Reutlingen, dem Untertheil des A. Kraft-
schen Sakramenthäuschens zu Fürth, einem Tabernakel aus Offenhausen,
das sich jetzt auf Schloss Lichtenstein, im Besitz des kunstsinnigen Grafen
Wilhelm von Württemberg befindet, vor Allem glänzend aber an dem Bet-
stuhl des Grafen Eberhard des Aelteren in der Amanduskirche zu Urach,
vom J. 1472. Der Herausgeber hat dem letzteren, der allein schon ein
förmliches kleines Compendium gcthischer Ornamentik bildet, sieben Blätter
gewidmet. Ungemein merkwürdig ist auch das Stück eines Entwurfes von
Veit Stoss zu dem Sebaldusgrabe in Nürnberg, das später von P. Vischer
mit bedeutenden Veränderungen ausgeführt ist; das Original befindet sich
im Besitz des Herausgebers, und derselbe verheisst für spätere Lieferungen
noch weitere Mittheilungen dieses Risses. Ausserdem sind noch mancherlei
Zierstücke aus der späteren Zeit des gothischen Styles anzuführen, nament-
llch Holzschnitzarbeiten an Chorstühlen (zu Nürnberg, Tübingen, Ulm,
Blaubeuren u. s. an Prachtgebälken, an Wandtäfelungen, an Schreincn
umarmten, an einem Brautwagen u. s. w.; Thonarbeiten, wie die eines
glaSlfttäll Üfens; mannigfache Schlosserarbciten; Proben von Weberei und
Bllßhblndeüillnst u. dergl. m. Aus dem Kreise der Ornamentik heraus-
Sßhfeitendv aber gewiss nicht minder willkommen, ist die Mittheilung
eines überaus zierlichen Reliefs in spätgermanischem Style, welches die
BOgCIlfÜÜUUg über einer kleinen Thür an dem Kapellenthurme der Stadt-
pfarrkifßlle Zll Rßttweil in Schwaben ausmacht. Es stellt einen Ritter dar,