Rhein.
VOLK)
Mitthailuugen
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Kölnern, und den Rheinländern überhaupt, die Pflicht einer persönlichen,
doch nur geringen Beisteuer ans Herz; er weist es nach, in Wie blühen"
dem Zustande das Land ist, und wie Vieles, was das erhabene Werk aufs
Mächtigste fordern dürfte, für nichtige Zwecke vergeudet wird. Dabei fehlt
es freilich nicht an manchen scharfen und sarkastischen Seitenblicken; aber
es scheint, dass auch wohl mit scharfen Waden gefochten werden mag, wo
es das höchste Ziel gilt und wo stumpfe Waffen nicht ausreichen. Schliess-
lieh spricht der Verfasser, damit das Wirken der Einzelnen zur Einheit
gedeihen möge, von der Stiftung eines Vereins in Köln, zur Förderung des
Dombaues, und untergeordneter Gesellschaften in den übrigen rheinischen
Städten. Gewiss dürfte eine solche Einrichtung, mit Energie ins Leben
eingeführt, vom glücklichsten Erfolge gekrönt werden. Indem wir der
ganzen Schrift unsern entschiedenen Beifall nicht versagen können, sehen
wir uns jedoch genöthigt, in Einem Punkte dem Verfasser entgegenzutreten.
Von der Theilnahme des gesammten Deutschlands für diese Angelegenheit
will er nicht viel hoffen; dies scheint sich indess minder auf die übrigen
abweichenden Interessen der guten Deutschen (die der Verfasser sarkastisch
genug ausmalt), als darauf zu beziehen, dass er den Dom von vornherein
und vorzugsweise als ein Denkmal des Katholicismus, und zwar als das
bedeutendste Denkmal desselben, bezeichnet. Eine solche Ansicht fasst
aber die Bedeutung des Domes gar einseitig auf. Vor allen Dingen ist
der Kölner Dom ein Denkmal des deutschen Geistes, ist 91' das Zeugniss
der erhabensten Vollendung, welche die Architektur, und zwar durch die-
sen deutschen Geist, gefunden hat, so lange überhaupt die Menschen ge-
strebt haben, durch sinnliche Formen das Uebersinnliche auszudrücken.
Ein katholisches Werk ist der Dom nur, weil er zugleich ein christliches
ist, und weil er in jener Zeit gegründet ward, da im Christenthum ver-
schiedenartige Auffassungsweise noch nicht äusscrlich auseinander getreten
war. Oder verleugnen wir, die wir Protestanten genannt werden, die
Vorzeit unsrer Geschichte? oder wiegt unser Gefühl für den erhabenen
Sinn unsrer Väter und für das Land unsrer Väter, wenn ihr es auf die
Wagschaale leget, auch nur um einen Grau weniger? Nein! der Dom von
Köln ist ein deutsches Werk, es ist das höchste aller Werke, welche
Deutschland im Bereiche sichtbarer Formen gesehniien hat, 68 ist das Werk,
welches den Stolz Deutschlands vor allen Nationen der Erde ausmacht; er
ist das Bundeszeichen, um welches alle Völker deutscher Zunge sich ver-
einigen müssen, und ganz Deutschland hat die Pflicht, dies Werk, wie es
Seinem Meister offenbart ward, der Vollendung entgegenzuführen!
Eine zweite Schrift, die wir zu besprechen haben, ist Von antiquari"
schem Interesse. Sie ist in dem "Programm zur Herbst-Schulprü-
fung in dem königlichen Gymnasium zu Koblenz, SCPWIIIÜH
1840, enthalten, und betrifft: das Maifeld und die Kirche zu Lon-
Ylig, eine historisch-topographische Untersuchung von dem Gymnasial-
Oberlehrer P. J. Seul , nebst architektonischen Bemerkungen und Zeich-
nungen über die Kirche zu Lonnig, von dem königl. Bauinspector Hrn.
V- Lassaulx. In diesen Mittheilungen lernen wir ein f für die Archi-
tekturgeschichte des deutschen Mittelalters nicht unwichtiges kirchliches
Gebäude kennen. Die Kirche von Lonnig (früher einem Kloster angehö-
rend) bestand aus zwei verschiedenartigen Theilen. Der ältere 'l'heil, von
dem nur noch geringe Reste vorhanden sind, War ein Rundbau von 60 FIISS
Durchmesser im Lichten, in seiner Anlage der, zwar beträchtlich grösseren