Trachten
Mittelalters.
christlichen
des
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abstrakter Form mittheilt, in eine persönliche Nähe zu rücken. Sie ist
ein nicht minder wichtiger Abschnitt für den grossen bedeutenden Kreis
der geschichtlichen Anschauungen. Und ganz insbesondere gilt dies, wie
natürlich, von dem wichtigsten Theil des Kostums, von dem, was die
körperliche Tracht und Zierde des Menschen selbst etwa im Gegensatz ge-
gen Wohnung und Behausung und deren verschiedenartiges Gerath -_betriii't.
Die Geschichte des Kostüms ist freilich eine Disciplin, die bisher, in
ihrer vollen und tiefgreifenden Bedeutung, noch bnichä aiLf liine ggr ge-
nügende Weise behandelt worden ist. Vielleicht e en ess a , wer man
diese Bedeutung überhaupt noch nicht sonderlich anerkannt hat. Und doch
kann der Geschichtsfreund, demfesG nächt; blos auä Narnenhundf tllahräaglßli
und nicht lediglich etwa nur au e an en, son ern auc au ie e en-
digen Thatsachen ankommt, in denen die Gedanken der Geschichte sich
verkörpert haben, ihrer auf keine Weise entbehren. Noch weniger aber
der bildende Künstler, der geschichtliche Ereignisse oder Situationen
zum Gegenstande seiner Darstellungen nimmt. Denn allerdings muss
der Künstler frei sein, er muss selbständig aus seinem Geiste heraus
schaffen; aber diese Freiheit, diese Selbständigkeit kann doch nur dem
geistigen Theile seiner Arbeit gelten; die körperliche Form, in der er
seine Schöpfung zur Erscheinung bringt, hat ihr bestimmtes Gesetz, dessen
Üeberschreitung die Freiheit in Willkühr verwandeln würde. Wie der
Künstler in der Darstellung des nackten Körpers auf's Vollständigste dem
Gesetze der Natur folgen muss, so in der Darstellung der äusseren Um-
gebung desselben sofern überhaupt irgend eine historische Rücksicht
eintritt den stets entschiedenen und stets sehr tiefliegenden historischen
Bedingnissen, die dieser Umgebung ein bestimmt charakteristisches Ge-
präge gegeben haben. Mehr als je aber gilt dies in unserer Zeit, in wel-
cher die künstlerische Behandlung historischer Gegenstände mehr und
mghr in den Vorgrund tritt und wir, bei einem stets lebhafter werdenden
historischen Bewusstsein, auch eine mehr und mehr charaktervolle Er-
füllung der Aufgabe fordern. Das gründlichste Studium des Kostümes ist
für diesen Zweck erforderlich, und Nichts ist so gering, dass es nicht in
diesen Kreis mit hineingezogen werden müsste; freilich nicht, um diese
und jene Einzelheit kümmerlich nachzuahmen, sondern weil Alles dazu
beiträgt, den Geist der Zeiten, aus welchem diese Formen, diese Ge-
schmacksrichtungen hervorgegangen sind, vollständig kennen zu lernen
und sich zu eigen zu machen. Wer auf einem solchen Standpunkte steht,
kann allerdings über den gewonnenen Yorrath mit Freiheit schalten; er
ist durch solches Studium zur durchgreifenden Kenntniss der Motive ge-
langt und kann aus diesen nunmehr,_ mit voller historischer Sicherheit,
Neues erfinden, wie es der Zweck seiner Aufgabe verlangt, auch wohl
Vorliegendes, was den Adel der künstlerischen Darstellung allzu unbequem
beschränken möchte, auf eine zweckgemässe Weise umbilden. Aber eine
solche, auf fester Basis beruhende Freiheit in der Benutzung des Materials
ist noch überaus selten; gar viele Künstler, die Anspruch auf historische
Genauigkeit machen, ahmen wohl mit Sorgfalt einzelne Kleidiings- oder
Waifenstücke oder sonstige Gerathe nach; nur zu oft aber findet man, dass
sie dabei sehr heterogene Dinge zusammentragen, Dinge, deren jedeseine
von der des andßläli Weielllgtlißh vtärschiedene Sinnes- und Gefühlsweise
ausdrückt. Einen iter z. mit er ele anten Haarhaube und Bereit
des 16ten, mit dem schmächtigen Wamms des 14ten und mit dem schwe-