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Reisenotizen
Jahr
VOIll
1843.
Statuen, mit denen dieser Flügel versehen ist und in denen fürstliche Per-
sonen dargestellt sind, lassen, bei einfacherer Naivetät in der Auffassung,
eine tüchtigere Behandlung erkennen.
Aus
Westphalen.
Brilon. Pfarrkirche. Der Schiffbau im Uebergangsstyl. Gleich
hohe Schiffe. Zweimal drei viereckige Pfeiler mit Halbsäulen auf jeder
Seite; kräftiges, massiges, nicht zu gedrücktes Verhältniss. Die Halbsäulen
mit Uebergangs-Kapitälen: meist schöne Schilfblätter- mit Knospen. Von
den Pfeilern ausgehend breite Bogenbänder nach den vier Seiten hin, wie
in den Krypten. Dazwischen die Gewölbe; in dem SeitenschiEe einfache
Kreuzgewölbe ohne Gurte; im Mittelschiff nur in den untersten Ecken die
Ansätze der Kanten, während der Haupttheil des Gewölbes eine Kuppel
zu sein scheint, die aber, soviel aus den verschmierten Rosetten in der
Mitte zu entnehmen. der alten Anlage angehört. Die Fenster. soweit sie
alt, einfach rundbogig oder auch zum Spitzbogen sich neigend, ohne Detail.
Das Aeussere des Schiffbaues roh; doch auf der Nordseite ein bedeuten-
des rundbogiges Portal mit Säulen und Säulenwulst im Bogen; ein klei-
neres auf der Südseite. Starker Thurm auf der Westseite aus früher
gothischer Zeit, mit einfach dekorirten Fenstern und eigenthümlichem, fast
noch übergangsartigem Fries. Die Halle unter dem Thurm mit starken
Pfeilern. Eine Art Querschili", von der Höhe des Uebrigen, doch über
die Seitenschiiie hinaustretend, und ein gerad geschlossener Chor, später
gothisch.
Eine Menge Grabplatten, etwa siebzig, aus Eisenguss. Meist nur
mit Schrift. Einige mit Reliefs, z. B. einer Darstellung des jüngsten Ge-
richts vom J. 1580. Ziemlich rohe Arbeiten, aber merkwürdig in ihrer Art.
Warburg. Trinitatiskirche. Der von Brilon durchaus verwandt;
doch nur mit zwei Pfeilerpaaren. Diese verschieden gegliedert. Die Pfeiler
gegen den Chor hin noch mit kleinen Säulchen in den Ecken und alle
Kapitäle noch mehr romanisirend, obschon sehr elegant gearbeitet. Die
Pfeiler nach dem Thurm zu ganz ohne Säulen und Halbsäulen, nur Pfei-
lerecken, auch nur Deckgesimse. Hier war die Einrichtung des Gewölbes
deutlicher zu erkennen: in der Mitte nemlich starke Ueberhöhung und
dadurch die Graten in diesem mittleren Theile fast ganz verwischt.
Querschiff wie in Brilon. Dies mit spitzbogigen Portalen im Uebergangs-
charakter, mit Säulen; das auf der Nordseite einfacher, das auf der Süd-
seite reicher, mit Kugeln im Bogen und zunächst an der Thür mit einer
dicken Säule und derselben entsprechendem schwerfälligem Bogenwulst,
Beides ganz mit versetztern Stabwerk bedeckt; Westwärts ein starker
Thurm, durch einen breiten Bogen gegen das Sehiü geödnet. Das Portal
des Thurrns ebenfalls noch im frühen, übergangsartigen Spitzbogen und
nur mit Pfeilerecken. Der Thurm oberwärts im früheren gothischen Style,
in der Masse schwerfällig, in den Details nicht ohne Vorzüge. Der
C110? 110611. leicht und elegant spätgothiseh. Die Seitenschiffe in spätest
_gothiSChßl' Zeit erweitert und die Fenster verändert. '
lm Chore Statuen Christi, der Maria und der Apostel, verschieden-
zeitig. zum Theil spätgermanisch, zum Theil schon mehr Mitte des löten
Jahrhunderts. Nicht ohne Kunstwerth, wenn schon nicht bedeutend.
Kanzel und "Taufstein in gutem, doch etwas schwerfälligem Barockstyle.