REISEN OTIZEN
VOM
JAHR
1843.
Aus
dem
Saalgau
Melrichstadt. Kirche. Zu den Seiten des Chores zwei schwere
romanische Thürme, unterwärts Kapellen enthaltend, die sich im schweren
breitgelaibten Spitzbogen gegen die Kirche öffnen. Das Kämpfergesims
ist hier ausgebildet romaniscli. Der Chor, geradlinig geschlossen, mit ein-
fachen, noch die Uebergangszeit bezeichnenden spitzbogigen Fenstern (wie
am Chore des Merseburger Domes); im Aeusseren des Chores ein zierlich
spitzbogiger Fries, ganz den üblichen Rundbogenfriesen des romanischen
Styles entsprechend. Das Schiff basilikenartig: dorische Säulen, weitstehend,
und hohe, zum Spitzen sich neigende Bögenv, eine Einrichtung, die mehr
die Modernisirung irgend einer alten Anlage als Nachahmung alter Formen
zu sein scheint. Das Aeussere des Schiffes unbedeutend modern. Das
Hauptportal in brillant barockem Rococo.
Neustadt an der Saale. Ueber-der Stadt die Trümmer der wei-
land hochgefeierten Salzburg, einer mächtigen kaiserlichen Pfalz, deren
Gedächtniss in die Frühzeit der Karolinger zurückreicht; archäologisch
höchst bedeutend und vom reichhaltlgsten malerischen Interesse, aber der
kunstgeschichtlichen Forschung in ihren Einzelheiten nur noch geringe An-
knüpfungspunkte bietend. Die Hauptaulage der vorhandenen Ruinenmasse
dürfte den fürstlichen Prachtschlössern von Gelnhausen, der Wartburg
u. a. m. ungefähr gleichzeitig sein; später ist sehr Vieles darin verbaut.
Das Rundportal des grossen Thurmes ist ausgebildet romanisch, aus der
später-n Entwicklungszeit des Styles; der Thurm selbst ist aus regelmässi-
gen Quadern mit Bossagen, wie ähnliche Anlagen zu Gelnhausen, erbaut.
Die von der Kapelle erhaltenen Mauerreste bezeichnen kaum mehr als
ihren Grundriss; die Pfeilerecken am Chor haben als Basis eine einfache
Schmiege. An der Südseite der Kapelle steht, aus den umgeworfenen Bau-
stücken wieder aufgerichtet, eine im stumpfen Spitzbogen überwölbte Thür;
deren Gliederung schon der Neigung aus dem Romanischen in das Ger-
manische angehört. Es ist möglich, fast wahrscheinlich, dass die Thür
dem Gebäude später eingesetzt war, die Kapelle somit doch ein höheres
Alter hatte, als durch die Formation der Thür bezeichnet wird. Das
Gebäude der sogenannten "Münze" mit reicher und sehr zierlicher Fenster-