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Der Münster
Breisgau.
Freiburg im
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Es liegt im Wesen der gothischen (und besonders der dentsch-gothischen)
Architektur, dass alle Theile im unmittelbaren Zusammenhange miteinan_
der stehen, dass jeder spätere, jeder höher emporsteigende Theil in dem
früheren, tiefer gelegenen seine Vorbereitung findet und dass solcher Ge-
stalt das Ganze von einer stetig fortschreitenden Entwickelung durchdrun-
gen ist. Ein näherer Blick auf den Entwurf für den Thurmbau des Kölner
Domes giebt hierüber den genügendsten Aufschluss. In dem Thnrme des
Freiburger Münsters aber hat der Untertheil Nichts, was als eine Vorbe-
reitung auf die Hauptformen des Obcrtbeiles hindeuten könnte, Nichts,
was die Erscheinung der letzteren mit Nothwendigkeit bedingte. Ja,
ob auch leise verdeckt und somit für den Totaleindruck nicht geradezu
störend, so brechen doch die Hauptformen des Untertheiles fast roh ab,
und es bildet sich, im Widerspruch gegen das Grundprincip des gothischen
Styles, ein scharfer Abschnitt zwischen beiden Theilen, der durch die
Gallerie am Fusse des Obertheiles nur um so entschiedener hervorgehoben
wird. Doch ist bei alledem ein äusserst glückliches Massenverhältniss
zwischen den beiden Theilen des Thurmes beobachtet worden. Die obere
Hälfte, in mächtiger Fülle emporragend, bildet den Haupttheil des Baues,
dem sich die untere Hälfte, fast nur einem Unter-Satze vergleichbar,
unterordnet.
Der obere Theil des Thurmes hat von seinem Fusse an eine acht-
seitige Grundform. Doch sind den vier Eckseiten zunächst reichverzierte
Strebepfeiler von spitzwinklig dreiseitiger Form vorgelegt, wodurch das
Ganze eine, gewissermaassen zwölfseitige Grundform erhält. Erst in der
Mitte, wo die Streben sich in der Form freier Tabernakelthürme von der
Masse ablösen, tritt der achteckige Bau in vollkommener Freiheit hervor.
Hier sind seine acht Seiten durch grosse Fensteröüntrngen ausgefüllt, wäh-
rend unterwärts noch die Mauermasse vorherrscht und diese nur durch
kleine Fenster, die Schall-Löcher der dort aufgehängten Glocken, durch-
brechen wird. Ueber den letzteren, am Fusse jener grossen Fensteröü-
nungen, ist bereits die Plattform des Thurmes, die eigentliche feste Be-
deckung seines Innern, angeordnet. Von da an ist Alles oifne, freie,
durchbrochene Architektur; keine Wölbung, kein Balken- oder Dachwerk
füllt mehr das Innere aus. Die eigentlich festen Theile der Architektur.
in ebenso kühner wie sicherer Construction, bilden hier nur noch die acht
Eckpfeiler zwischen den grossen Fenstern und die acht mächtigen Rippen
der schlanken Spitze, die den Schluss des Ganzen ausmacht; dazwischen
sind die giebelgekrönten Bögen der Fenster und ihr zierlich leichtes Stab-
werk, sowie die bunten und in mannigfachem Spiele wechselnden Ro-
setten in den schmalen Feldern der Spitze, nur eben eingespannt. Alles
ist hier in den elegantesten und leichtesten Formen gebildet; je höher die
letzteren ernporsteigen, um so flüssiger und luftiger wird ihre Dekoration,
bis dem obersten Gipfelpnnkte die mächtige Krenzblume entblüht, die ihre
Blätter dem Himmelsgewölbe entgegenbreitet. Wunderbar von aussen zu
Schauen, ist der Durchblick durch dieses luftige Formenspiel in das Blau
des Hänmels, wenn man auf der Fläche der Plattform steht, fast noch
wunderbarer, vornehmlich des Abends, wenn die Glut der untergehenden
Sonne dies märchenhafte Gebilde mit Gold und Purpur übergiesst. Der
Thnrm des Freiburger Münsters ist der Stolz der gothischen Architektur;
wenigstens vereint unter all den Thürmen, die zur Ausführung gekommen
sind, keine; in gleichem Maasse Reichthum, Kühnheit der Construction