Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

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und 
Berichte 
Kritiken. 
Der 
Münster 
VOII 
Freiburg 
im 
Breisgau. 
XÜa 
Lief. 
Baukunst, 
Gailhabaumfs Denkmäler der 
18439 
Die Stadt Freiburg, welche in dem schönen Breisgau (im jetzigen 
Grossherzogthum Baden). vor den westlichen Abhängen des Schwarzwaldes 
liegt, besitzt in ihrem Münster eins der edelsten und grossartigsten Denk- 
mäler des Mittelalters. Das Gebäude ist, seinen Haupttheilen nach, in 
den Formen des gothischen Styles ausgeführt; das Material ist rother, tief- 
gebräunter Sandstein, der an den Kirchenhauten der oberrheinischen Ge- 
genden oft gefunden wird und im Gegensatz gegen das frische Grün der 
umgebenden Natur eine so energische Wirkung hervorbringt. Ein mächtiger 
Thnrm ragt vor der Mitte der Schauseite in die Lüfte empor, dem Blicke 
des Wandrers schon aus der Ferne einen festen Zielpunkt darbietend, dem 
Anwohner, dessen Auge an den schlanken Formen, an dem reichen, stets 
leichter und luftiger sich gestaltenden Geästc der Spitze aufwärts steigt 
eine stete Mahnung, Gemüth und Sinne himmelwärts zu erheben. An den 
Thurm lehnt sich das hohe Schilf mit seinen breiten Nebenhallen; auf 
dieses folgt ein alterthümliches Querschitl, und auf letzteres der weitge- 
dehnte Chor, in luftigen. eleganten. zum ITheiI spielenden Formen. Die 
Thätigkeit einer Reihe von Jahrhunderten hat sich vereint, um ein Ganzes 
von so ehrwürdiger wie rhythmisch belebter Erscheinung zusammenzu- 
fügen. Einigen Theilen, die noch in der Form des spätrümanistähen Styles 
ausgeführt sind, einigen andern, die das Gepräge des noch unentwickelten 
frühgothischen Styles tragen, schliesst sich auf der einen Seite die lauterste 
Entfaltung, Q der andern eine schon spielende Umbildung des gothi- 
schen Styles an. Doch sind die Meister der verschiedenen Bauepochen 
durch ein glückliches Gefühl angetrieben worden, stets die Rücksicht auf" 
die Einheit des Ganzen im Auge zu behalten. Die Unterschiede in der 
Bildung des Einzelnen heben diesen Eindruck der Totalität nicht auf; sie 
dienen vielmehr, dem Auge des Beschauers durch die Abwechselung, 
welche sie darbieten, einen eigenthümlichen Reiz zu gewähren. 
Für, die nähere Betrachtung des Gebäudes ist es jedoch vortheilhaft, 
zunächst von dem Einzelnen auszugehen. Indem wir den Bau in seinen 
geschichtlichen Stadien verfolgen, sehen wir ihn vor unsern Augen aufs 
Neue empor-wachsen, verstehen wir es deutlicher, wie das eine Verhält- 
niss aus dem andern hervorgehen musste. In der "llhat ist solche Betrach- 
tungsweise nicht bloss dein Verständniss dieses Bauwerkes und seiner- 
Theile förderlich; auch für die Entwickelungsgeschichte der gothischen 
Baukunst im Allgemeinen gewinnen wir dadurch einige willkommene An- 
knüpfungspunkte.  
Die Stadt Freiburg wurde im Anfange des zwölften Jahrhunderts ge- 
baut. Wohl ausgerüstet, erhielt sie ohne Zweifel auch damals schon das 
kirchliche Gebäude, dessen sie zur Ausübung des Gottesdienstes bedurfte. 
Die Sage schreibt dem Herzoge Conrad von Zähringen, der von 1122- 
1159 regierte, die Erbauung des Münsters zu. Neuere Forscher, denen 
das jüngere Alter des gothischen Baustyles nicht unbekannt war, haben 
die Btwthätigkeit des genannten Herzogs auf den ältesten Theil des vor- 
hgndenen Münstergebäudes, auf das Querschiff, eingCSChfänkt- Doch muss 
auch für dieses eine. spätere Zeit in Anspruch genommen werden? di"
	        
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