Neue Erwerbungen des Berliner
Museums.
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Geschichte des Doms zu Köln für gebildete Freunde der Kirche, des
Vaterlandes undder Kunst, mitgetheilt von Ernst Heinrich Pfeil-
schmidt", Diakonus an der Annenkirche in Dresden und Mitgliede des
Central-Dombauvereins zu Köln. Mit einem Stahlstiche. Halle a. d. S.
Verlag von C. R. Kersten. 1842. 120 S. in 8.
(Kunstblatt
1843,
Unter den Schriften, welche das neuerlich so bedeutend erhöhte Inte-
resse für die Angelegenheit des Kölner Dombaues veranlasst hat, verdient
die vorstehend genannte eine ehrenvolle Stelle. Zwar lag es nicht in
der Absicht des Verfassers, Neues über die kunsthistorischen Fragen, so
wie über die Entwicklung der ästhetischen Bezüge, die dabei zur Sprache
kommen dürfen, vorzulegen; für diese Punkte wiederholt er vielmehr nur
das, was frühere Forscher, namentlich S. Boisseree, bereits aufgestellt hatten.
Sein Zweck war vornehmlich der, die historischen und kirchlichen Mo-
mente, welche als die äusseren Bedingnisse des Dombaues und seiner
wechselvollen Geschichte betrachtet werden müssen, dem grösseren Publi-
kum in einer übersichtlichen Darstellung mitzutheilen und dadurch das
Verständniss des Werkes auch von dieser so höchst wichtigen und ein-
flussreichen Seite fördern zu helfen. Wir können wohl sagen, dass er
seinen Zweck auf sehr erfreuliche Weise erreicht hat; in lichtvoller Dar-
stellung, in anziehender, belebter Sprache führt er den Leser von Jahr-
hundert zu Jahrhundert und rollt ihm die Bilder der Zeiten auf, die be-
geistert an dem grossen Werke arbeiteten oder dasselbe träg vernachlässig-
ten, Zuerst erzählt er uns die Geschichte der drei weisen Pilger des
Morgenlandes und die ihrer heiligen Gebeine, welche den Anlass zu der
Gründung des Tempels gaben; dann führt er uns die glänzenden und doch
verworrenen Zustände Kölns im 13ten Jahrhundert vor, welche das riesige
Unternehmen eben so sehr begünstigten, wie sie zugleich die Gründe der
Hemmung in sich trugen. Hernach kommt der neue Aufschwung der
Thätigkeit im lltcn Jahrhundert und die weitere Fortsetzung der Arbeit,
sowie die ausführliche, Darlegung der Gründe, welche später den völligen
Stillstand des Werkes und seine Vernachlässigung mit sich führten. Zum
Schluss werden die neuere Baugeschichte und die Veranlassungen der er-
neuten und so glanzvoll erhöhten Thätigkeit dargelegt und bis zu dem
(lenktrürdigen Tage des 4. September 1842 fortgeführt. Zur Zierde des
Büchleins dient eine in Stahl gestochene Ansicht des vollendeten Domgc-
bäudes von der Westseite. Wir haben dieselbe, die sehr sauber ausge-
führt ist, besonders desshalb willkommen zuheissen, weil dieser Standpunkt
bei den neueren perspektivischen Darstellungen des Gebäudes in seiner
Voneudung noch nicht gewählt werden ist, müssen aber doch bemerken,
dass die Verhältnisse hier etwas zu schwer erscheinen; auch fehlt dem
Oberbau der Thürmc die Durchsichtigkeit.