Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

Burichte und Kritiken. 
Grirnani und Tiepolo übergegangen waren. Das Gepräge der Blüthezeit 
ächt griechischer Zeit trägt ein lebensgrosser Sturz der Artemis, der die 
Göttin in lebendiger Bewegung darstellt; er stammt aus dem Palaste 
Grimani. Sehr ausgezeichnet sind ferner die Reliefsctilpttlren an dem 
Untersatz eines Dreifusses, dem bacchischen Mythenkreise entnommen. 
Einige Grabmonumente und andre Sculpturen, minder bedeutend in der 
Ausführung, sind immer durch den original griechischen Geist und Charak- 
ter interessant. Auch fehlt es nicht an treftlichen Sachen römischer Sculp- 
tur; das wichtigste Stück unter diesen ist die bekannte, etwa vier Fuss 
hohe Victoria von Brescia, aus vergoldeter Bronze, die, einer Inschrift zu- 
folge, der Zeit des Marc Aurel angehört.  Mit grosser Umsicht ist sodann für 
die verschiedenen Epochen der mittelalterlichen Sculptur, bis in die spätere 
Zeit des löten Jahrhunderts hinab, gesorgt. An figürlichen Darstellungen 
sahen wir hier eine ebenso erfreuliche Uebersicht vor uns, wie an den 
verschiedenartigsten oruamentistischen Werken. Unter den letzteren sind 
mancherlei reichgeschmückte Säulenkapitäle, mehrere Kantine und Portale 
zu nennen; jene phantastische Dekorationsweise, die an S. Marco zu 
Venedig durchgeht, die reiche und weiche Fülle, wie an den Säulenkapi- 
tälen des Dogenpalastes, die edelste und feinste Durchbildung des Styles 
der Renaisance, alles dies findet hier seine angcmessenste Vertretung. Unter 
den figürlichen Arbeiten nenne ich mehrere Reliefs aus verschiedenen 
Epochen des Mittelalters, zwei Statuen von Tu-llio Lombardo (von 
dem Grabmal des Dogen Vendramin in S. Giovanni e Paolo), ein unge- 
mein schönes und zart durchgeführtes Terracottarelief von Jac. Sanso- 
vino, und drei lebenvolle Büsten von Alessandro Vittoria. Das treff- 
liehste und seltenste jedoch unter diesen Sculpturwerken ist eine, aus fünf 
Statuen bestt-{liiende Arbeit (fies modenesischen lfllldhällllefS Antonlgo Begaä 
relli. Die tiguren, aus "hon genannt, ste en  ristus am reuz un 
vier Engel dar, von denen zwei knieen, zwei (die besonders befestigt 
werden müssen) den Erlöser umschweben. Begarelli stand bekanntlich zu 
Correggio in einem näheren Verhältniss, und soll auf diesen nicht ohne 
Einfluss gewesen sein. In der That zeigt sich in den ebengenaunten Sculp- 
turen eine Zartheit in der Behandlung der Formen, eine Freiheit der Be- 
wegung, eine Weichheit des Ausdrucks, die an Correggio erinnern; dennoch 
aber ist damit eine Sicherheit und Gemessenheit des plastischen Gefühles 
verbunden, dass diese Figuren in Wahrheit alle Bewunderung verdienen. 
Es würde zu weit führen, wollte ich auch noch die Mcn e kleiner 
Kunstsachen, Sehnitzwerke und mancherlei zierliches und geschräackvolles 
Geräth anführen, die wir als neue Erwerbungen neben diesen grösseren 
Werken aufgestellt sahen. Ich füge nur noch hinzu, dass durch Herrn 
Dr. Waagen auch eine höchst umfassende Anzahl von Handzeichnuugen 
erworben ist, und dass wir noch einer zweiten Folge von Sculpturen, die 
bis jetzt noch nicht eingetroffen sind, entgegenschcn. Das Schiff, welches 
die letzteren führte. war an der englischen Küste gescheitert; doch sind 
die Gegenstände seiner Ladung glücklich geborgen.
	        
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