Neue Erwerbungen
Berliner Museums.
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Verona stammt und die heilige Jungfrau mit dem Kinde, mit Elisabeth
und dem kleinen Johannes, von dem Fra Bart. Arnoldi und seinem Neffen
verehrt, darstellt. Von Gio. Bat. Moroni sein eigenes treifliches Bild-
niss. Zu den schönsten und seltensten Erwerbungen gehört ein Cyklus
grosser Freskogemälde von Bernardino-Luini. Es sind sechs Gemälde
aus der Mythe der Europa, die Luini in den Jahren 1521 und 1522 in
einem Gebäude der geistlichen Bruderschaft Santa Corona zu Mailand
ausgeführt hat; sehr glücklich sind sie auf neun Stücke Leinwand überge-
tragen. Die ganze Grazie und liebenswürdige Jungfräulichkcit, die dem
Luini eigen ist, athmet in diesen reizvollen Bildern; wir haben uns zu
dieser Erwerbung um so mehr Glück zu wünschen, als überhaupt die
lombardische Schule noch so wenig Vertreter in den nordischen Gallerien
hat, und die neue Methode, Freskomalereien auf Leinwand überzutragen,
noch so wenig zur Ausführung gekommen, mithin bisher wohl kaum ein
Bild der Art über die Alpen gewandert ist. Von Boltraffio ein Porträt
eines Mannes aus der Familie Bentivoglio in Bologna. Von Bildern
toscanischer Schule nenne ich ein Paar saubere kleine Predellenbilder von
Andrea del Sarto, aus der seltenen früheren Zeit des Meisters, eine
Caritas von B. Peruzzi und einen kreuztragenden Christus von Sodoma,
Von Bildern umbrischer Schule: ein merkwürdiges grosses Altarbild
aus Urbania (sonst Casteldurante) von Giovanni Santi; eine Madonna
mit dem Christkinde und dem Johannesknaben, von Perugino oder aus
Raphaels Jugend (die leztere Angabe, der sich Herr Dr. Waagen zu-
neigt, wird durch Herrn von Rumohr, der kürzlich hier anwesend war,
mit Bestimmtheit ausgesprochen); ein heiliger Hieronymus von Timot.
della Vite. Höchst ausgezeichnet ist wiederum ein Bild von Seba-
stian del Piombo, für einen Kardinal aus der neapolitanischen Familie
del Gesso gemalt, und aus der Verlassenschaft des Principe del Gesso,
Herzogs von Cellamare, stammend. Es stellt in kolossalen Halbiiguren den
todten Christus nebst Joseph von Arimathia und Magdalena dar. Die
Arbeit gehört entschieden der römischen Zeit des Künstlers an, und ist
wahrscheinlich nach einer Zeichnung Michel Angel0's gefertigt; jedenfalls
ist sie zu den bedeutendsten Werken zu rechnen, die im Fache der Malerei
aus der Richtung Michel Angel0's hervorgegangen sind. In diesem und
in dem grossartigen Venusbilde, das von Pontormo nach Michel Angel0's
Zeichnung gemalt und vor einigen Jahren aus der Verlassenschaft des
Professor d'Alton erworben ist, besitzt unser Museum ein Paar Meister-
werke, denen ähnliche nur überaus selten zu finden sein dürften. End-
lich sind noch vier schöne Bilder der spanischen Schule zu nennen: eine
sehr interessante Madonna von Morales el Divino, ein sehr schätzbarei-
Beleg der eigenthümlichen Richtung dieses Meisters; ein vortreilliches Portrait
von Vglasquez, das Bildniss des Kardinal-Infanten Ferdinand, Bruders
von König Philipp IV., darstellend; und zwei Bilder von Murillo, ein
kräftiges weibliches Porträt, und eine heilige Magdalena, die letztere aus
der späteren, an Guido Reni erinnernden Manier des Meisters.
Fast noch mannigfaltiger sind die Sculpturen, welche Herr Dr. Waagen
für das Museum erworben hat. Die bis jetzt eingetroffen sind und deren
Beschauung uns vorläufig Verstattet War, Sind grösstentheils wiederum in
Venedig erworben. Ein Theil derselben besteht aus Werken griechischer
Kunst, die, bei den früheren Handels- und Herrschaftsverhältnissen
Venedigs zu Griechenland, unmittelbar von dort in die Sammlungen Mani,