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Berichte und Kritiken.
mälercyklus einführt, und somit in der That eine Lücke im Fache der
knnsthist.orischen Studien aufsehr erfreuliche Weise ausfüllt-
Es lag indess nicht, wie hier gleich von vornherein bemerkt werden
muss, im Plane des Verf., mit seinem Werke sofort alle weitere Arbeit
über die ravennatischen Denkmäler abzuschliessen, wenigstens nicht, was
deren bildliche Darstellungen anbetrifft. Die Abbildungen, die er auf
seinen zehn Tafeln verführt. sind zum Theil wie er sie selbst auch im
Vorwort benennt nur Skizzen, vornehmlich dazu bestimmt, von gewissen
charakteristischen Eigenthümlichkeiten der Gesammtanlage oder der ein-
zelnen Formenbildung eine genauere und richtigere Anschauung zu geben,
als solche bis dahin vorhanden war; im Uebrigen bezieht er sich auf die
bereits vorliegenden Darstellungen, besonders auf die bei d'Agincourt.
Nur eins der Monumente von Ravenna, das bekannte Kirchlein S. Nazario
e Celso, wird von ihm auf fünf Tafeln, in verschiedenen Ansichten, Rissen
und Abbildungen der Details, mit grösserer Ausführlichkeit behandelt; die
treffliche musivische Dekoration in dem Innern dieses kleinen Gebäudes,
die zum Theil noch in wahrhaft antiker Schönheit erscheint, wird auf drei
Tafeln in meisterhaft ausgeführtem Farben- und Golddruck wiedergegeben;
wir heissen diese Blätter als einen gehaltvollen Beitrag zu unserer Kennt-
niss der Verzierungsweise des Alterthums sehr willkommen. Wir unter-
schreiben aber auch den Wunsch des Verf., dass nunmehr eine vollständige
Aufnahme der sämmtlichen Monumente von Ravenna möge unternommen
werden, und zwar nicht blos der Architekturen, sondern auch der Bild-
werke, namentlich der musivischen Darstellungen, an denen sie so reich
sind und die für die Geschichte der bildenden Kunst in jener Früh-
periode einen nicht geringeren Werth haben, als die Gebäulichkeiten an
sich für die Geschichte der Architektur.
Die bildlichen Darstellungen des genannten Werkes sind somit grösse-
ren Theils nur als Erläuterungen des Textes zu fassen. Dieser aber scheint
mit einer so umfassenden Gründlichkeit gearbeitet, dass wir ihn ohne
allen Zweifel fortan als eine feste Basis für den betreffenden Abschnitt
der Geschichte der Kunst und der Auffassungs- und Anschauungsweise
desselben betrachten dürfen. Der Verf. geht durchweg von der strengsten
historischen Grundlage aus, überall auf die Quellenschriften und auf die
lnschriften der Monumente, soweit diese noch vorhanden oder uns lite-
rarisch überliefert sind, gestützt; ein günstiges Geschick hat uns zu sol-
chem Zweck die besten Materialien, besonders in den Lebensbeschreib
gen der Bischöfe Ravenna's, die von dem Presbyter Agnellus in der N30
des neunten Jahrhunderts verfasst wurden, erhalten. Die sämmtlichen
Baudenkmale Ravennafs aus den Zeiten des christlichen Alterthums, von
denen wir solcher Gestalt eine Kunde haben, werden uns in ihrer chrono-
lßgischen Folge und mit Darlegung der besondern geschichtlichen Ver-
hältnisse, unter denen sie entstanden, vorgeführt. Bei Besprechung der-
Jßlllgen Monumente, die ganz oder theilweise erhalten sind, erkennen wir
ebenso den scharfen kritischen Blick des Verfassers; wir werden überall
auf die charakteristischen Eigenthümlichkeiten des Einzelnen aufmerksam
gemacht; cdie Erläuterung dieser Eigenthümliehkeiten führt sodann zu
mancherlei Weiteren kunsthistorischen Untersuchungen, die der Verf. in
einer Schlussübersicht noch besonders zusammenfasst.
Wir erhalten hier somit nicht blos über das Einzelne in den künst-
lerischen Leistungen jener Periode. und nicht blos über die Breitenaus-