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und Kritiken.
Berichte
Bßätrebungen auf eine dankenswerthc Weise fort. Dahin gehören die bei-
den in der Ueberschrift genannten Werke. Das erste von ihnen ist bereits
vor längerer Zeit begonnen; gegenwärtig liegen uns als neu erschienene
Lieferungen Heft 6 9 vor; Heft 10 wird dasselbe beschliessen. (Jedes
Heft enthält 5 Blätter.) Die Darstellungen schliessen sich denen der frü-
heren Hefte an; es sind sämmtlich farbige Wandverzierungen, antike aus
Herkulanum und Pompeji, mittelalterlich musivische aus Palermo und
Monreale, moderne aus den herzoglichen Palästen von Mantua. Das vor-
ziiglichste Interesse gewähren die ersteren; sie enthalten neue Beispiele
jener sinnvollen Verziernngsweisc, durch welche dicsc Arbeiten, cb auch
zuweilen launisch und seltsam, doch stets durch den Anklang einer mehr
oder weniger gemessenen Haltung eine noble Wirkung zu erreichen wissen;
besonders schön sind in diesen Heften diejenigen Wandvcrzierungen, wel-
che der Casa del Labirinto, der C. di Castore e Polluce und der C. d'Argo
ed Jo zu'Pompeji entnommen sind. Die sicilianisch-normannischen Musive
haben durch den reichen Elfckt, den eine mathematisch bunte Zusammen-
setzung einfacher Grundformen hervorbringt, eigenthümliches Interesse.
Die mantuanischen Ornamente, aus der Zeit des Giulio Romano, sind von
mancherlei barocken Elementen, in Composition, Zeichnung und Färbung,
keineswegcs frei; doch klingt wenigstens in ihren Motiven, und oft aller-
dings auch in glücklicher Weise, jenes höhere Element der Ornamentik
nach, welches sich unter Raphaels Leitung in den vatikanischen Loggien
so reich und wundersam entfaltet hatte. Die ganze Sammlung hat aber
natürlich nicht sowohl den Zweck, Vorbilder zur unmittelbaren prakti-
schen Benutzung, als ein Material zum selbständigen Studium darzubieten.
Der oft sehr schwierige Farbcndruck dieser Blätter erscheint durchaus
meisterhaft.
Das zweite Werk ist ein neues Unternehmen, und es liegen davon
bis jetzt erst zwei Hefte (jedes ebenfalls zu 5 Blättern) vor. Die Gegen-
stände desselben sind plastischer Art; die bis jetzt herausgegebenen ge-
hören, mit Ausnahme einer Darstellung, welche einen reichen, im Mittel-
alter gearbeiteten Marmorkandelaber aus der Schlosskapelle zu Palermo
darstellt, der Antike und vornehmlich den pompejanischen Alterthümern
an. Es sind Pilasterkaplitäle und Schmuckgefasse oder Verzierungen von
solchen; in sehr geschmackvoller Bildung und Verzierung erscheinen na-
mentlich mehrere Gefässe von Silber, einem grösseren Funde von Sachen
der Art angehörig, der am 23. März 1835 zu Pompeji gemacht wurde; so
auch ein aus Bronze und Silberplatten bestehendes Altärchen, dessen Or-
namente das edelste griechische Gepräge tragen. Die Darstellungen be-
stehen aus sauber gestochenen Umrissen; der Zeichnung, namentlich wo
sie sich in den Formen des freier stylisirten Ornaments bewegt, wäre nur
ein etwas lebendigeres Gefühl für das Plastische zu wünschen gewesen.