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den Königsstuhl
Ueber
Rhense.
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und Nonnen in einem und demselben Raume mit einer guten Kirchenzucht
für unvereinbar gehalten und somit darauf Bedacht genommen haben, den
letzteren ihren besonderen, zurückgezogenen Platz anzuweisen. Hiezu gab
eine, nach Art jener Loge, aber geräumiger eingerichtete Emporkirche, die
ihren besonderen Zugang haben konnte, die durch die oben genannte Ar-
kade mit dem Inneren der Kirche in Verbindung stand und somit das
Anhören der Messe gestattete, gewiss die beste Gelegenheit. Was die un-
tere Halle anbetrift, so wird auch diese wohl kein müssiger Schmuck ge-
wesen, sondern ebenfalls für praktische Zwecke benutzt worden sein. Die
Kirchenzucht erforderte solche Vorräurne, für diejenigen sowohl, welche
noch nicht völlig in die kirchliche Gemeinschaft aufgenommen, als für die,
welche für längere oder kürzere Zeit aus derselben ausgestosscn waren.
Bei den alten christlichen Basiliken waren diese Theile ein wesentliches
Zubehör; auch im Verlauf des Mittelalters finden sich anderweitig mehrere
Beispiele derselben.
Für die Zeit des besprochenen Anbaues sind die Eigenthümlichkeiten
seiner Formation, welche auf die späteren Jahre des zwölften Jahrhunderts
deuten, hinlänglich bezeichnend. Ohne Zweifel fallt er in die Regierung
des dritten Abtes, Gebhard, 1163-1195, der sich besondrer Auszeichnun-
gen zu erfreuen hatte und namentlich das Vorrecht des 'l'ragens der Inful
erhielt. Die reichere Ausbildung der in Rede stehenden Bautheile, na-
mentlich des Portales, welches ein gewisses Bewusstsein höherer Würde
verräth, scheint mit so ausgezeichneten Lebensverhältnissen zugleich wohl
in Uebereinstimmung zu stehen.
Ueber
den Königsstuhl
von Rhense.
Preuss.
Staats-Zeitung
1841
Januar )
Die Kunde, dass in Koblenz eine Gesellschaft zusammengetreten ist,
mit der Absicht, den alten Königsstuhl von Rhense neu zu bauen und
durch solches Unternehmen der Mit- und Nachwelt ein Zeugniss deutscher
Gesinnung aufzustellen, hat allgemeines Interesse erregt; es dürfte hier
Wohl am Orte sein , über jenes merkwürdige Denkmal deutscher Vorzeit
einige nähere Angaben, soweit es die vorhandenen Hülfsmrttel gestatten,
vorzulegen.
Das Städtchen Rhense, eine kurze Strecke oberhalb Küblenz am Rhein
gelegen, war in alter Zeit der Ort, an welchem die Kurfürsten des Reiches
sich zu den Wichtigsten Berathungen, namentlich zu denen über die Wahl
des Römischen Königs (des nachmaligen Kaisers), versammelten. Rhense
gehörte dem Kurfürsten von Cöln; die drei andern Rheinischen Kurfür-
Sten, die von Mainz, Trier und von der Pfalz, hatten Besitzungen in
solcher Nähe des Ortes, dass sie in ihrem Eigenthum die Trompete des
Heroldes, der sie zur Versammlung berief, vernehmen konnten. In einem
Baumgarten vor der Stadt, aus hohen Nussbäumen bestehend, hielten sie
ihre Berathuugen; dort ward der Königsstuhl gebaut, eine hohe Tribüne,
auf welcher sie, unter freiem Himmel und im Angesichte des Volkes, zu-