Das altgriechische Theatergebäude.
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das letztere in seiner selbständigen Architektur und ohne besondere Theater-
dekoration (ein kleiner Holzschnitt im Text giebt einige Abweichungen der
architektonischen Anlage); das Theater zu Patara, ein Gebäude des zwei-
ten Jahrhunderts nach Chr. Gcb., doch noch in völlig griechischer Anlage,
die Ansicht hinter dem Scenengebäudc in den Zuschauerraum hinein auf-
genommen und der letztere mit einem Velarium überspannt; sodann die
Ansichten eines griechischen und eines römischen Theaters (beide mit den
Dekorationen der Scene), in denen man quer zwischen Scene und Zu-
schauerraum hindurchblickt, um dadurch die wesentlichen Unterschiede
gerade dieses Punktes hervorzuheben.
Eben so klar, wie diese allgemeinen Grundbestimmungen und wie das
allgemein Aesthetische der Anlage, entwickelt der Verf. auch die techni-
sehen Punkte, die hiebei zur Sprache kommen müssen, so Weit darüber
aus den vorhandenen Resten ein Schluss zu ziehen ist. Sehr einleuchtend
setzt er namentlich das Verhältniss. der Sitzstufen des Zuschauerraumes
und der dieselben durchschneidenden Treppen und Umgänge aus einander;
ein besonderes Blatt stellt die verschiedenen Weisen des Arrangements,
welches man hiebei befolgte, anschaulich dar. Von Allem, was die De-
koratjon der Scenen für die Aufführung der einzelnen Stücke anbelangt,
kann natürlich auch keine Spur mehr vorhanden sein, doch giebt der Verf.
auch hierüber, wie über das Logeion, über die Treppe, die von letzterem
auf die Orchestra führte, über die Thyrnele u. s. w. Andeutungen, die
um so mehr von Gewicht sein dürften, als wir hier nicht blos durch das
Urtheil des Forschers und Aesthetikers, sondern auch durch das des prak-
tischen Baumeisters geleitet werden.
Wie das in Rede stehende Werk auf das Interesse eines Jeden An-
spruch hat, der die hohe Bedeutung der griechischen Kunst und der grie-
chischen Poesie zu würdigen vermag, so möge dasselbe zugleich den ge-
lehrten Archäologen eine Basis geben, um von ihr aus durch eine um-
fassende Kritik der schriftlichen Denkmale zu einer vollständigen Lösung
der Fragen über das griechische Theater, die nunmehr noch übrig bleiben,
zu gelangen.
1) Orn amente all er klassischen Kunstepochen, nach den Origi-
nalen in ihren eigcnthümljchen Farben dargestellt von Wilhelm Zahn,-
königl. preuss. Professor zu Berlin, bei G. Reimer, 1842. kl. F01.
2) Auserlesene Verzierungen aus dem Gesammtgebiete der
bildenden Kunst, zum Gebrauch für Künstler und kunstbellissene
Handwerker, zugleich als Vorlegeblätter in Zeichenschulen, nach den
Üriginalen gezeichnet und herausgegeben von Wilh. Zahn, Berlin, bei
G. Reimer, 1842, kl. Folie.
(Kunstblatt 1843, Nro. 16.)
Professor Zahn, dessenerfolgreieher Thätigkeit während eines lang-
jährigen Aufenthalts in Italien fvir bereits so umfassende Mittheilungen,
vornehmlich im Gebiete der verzlerenden Kunst, verdanken, fährt in diesen