Theatergebäudo.
altgriechische
Das
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Das altgriechische 'Pheatergebäude. Nach sämmtlichen bekannten
Üebcrresten dargestellt auf neun Tafeln von J. H. Strack, Baumeister,
Professor der königl. Akademie der Künste, Lehrer der königl. vereinigten
Artillerie- und Ingenieurschule zu Berlin und Mitglied des royal Institute
of britisll Arehitects. Potsdam 1843. Verlag von Ferd. Riegel. (8 Seiten
Text und 9 Tafeln in F01.)
(Knnstblatt 1843, N0. 5.)
Die Aufführung der Antigene des Sophokles auf dem ktinlghchen
Theater des neuen Palais bei Potsdam und auf dem von Berlin, wobei
man soviel als möglich, die Gesetze der griechischen Darstellungsweise zu
befolgen bestrebt war, hat eigenthümlich anregend auf den betreffenden Zweig
der Alterthumskunde gewirkt. Es ergaben sich mancherlei Streitpunkte in
Bezug auf die Einrichtung und Benutzung des griechischen Theatergebäudes,
die zu gelehrten Untersuchungen und Erörterungen von Seiten unserer
Archäologen geführt haben. Wenn man dabei, wie es scheint, bis jetzt
auch zu keiner Uebereinstimmuug der von einander abweichenden Ansich-
ten gelangt ist, so hat in Folge des Streites das wissenschaftliche Material,
sowohl in Bezug auf die Vermehrung, wie auf die Sichtung desselben,
doch gewiss wesentlich gewonnen. Namentlich hat Dr. Geppert das Ver-
dienst, in seiner Schrift „iiber die Eingänge zu dem Proscenium und der
Qrchestra des alten griechischen Theaters," den inneren Organismus der al-
ten Tragödien, soweit uns diese erhalten sind, als_e1n wichtiges und ge-ß
wiss sehr gültiges Hülfsmittel in den Berelch der hleher bezüglichen For-
schungen gezogen zu haben. Die wichtigste Grundlage für Untersuchungen
dieser Art mussten aber natürlich die Ucberreste der griechischen Theater-
gebäude selbst ausmachen; man hat dieselben dabei auch keineswegs ver-
nachlässigt, wie auf sie bekanntlich auch von allen älteren Archäologen
je nach dem Material, welches ihren Blicken vorlag, Rücksicht genommen
ist. Doch fehlte es bisher noch an einer umfassenden Zusammenstellung
dieser Reste, die geeignet gewesen wäre, eine vollständige Uebersicht und
zureichende Stützpunkte für die gelehrte Kritik zu gewähren. Eine solche
Zusammenstellung giebt das in der Ueberschrift genannte Werk, welches
demselben Anlass seine Entstehung verdankt; es entwickelt zugleich alle
Schlussfolgerungen, die, vom freien künstlerischen Standpunkte aus, je
nach der Beschaffenheit der erhaltenen Baureste undnach dem, worin sie
mit einander übereinstimmen, zu gewinnen sind; es enthält ferner restau-
rirte Risse und Ansichten der alten Theater, welche diesen Schlussfolge-
rungen gemäss entworfen sind und in denen uns, ungleich mehr als in al-
len früheren Versuchen ähnlicher Art, der achte Geist des griechischen
Alterthums entgegentritt.
Der Verf. legt uns auf den Tafeln seines Werkes zunächst 25 Risse
griechischer Theatergebäude der von Epidaurus, Argos, Rhiniassa,
Sparta, Mantinea, Delos, Syrakus, Milet, Laodicea, Dramissus, Thorikus,
Megalopolis, Tyndaris, Akrae, Melos, Egesta, 'I'a11romenium, Sikyon, Side,
Knidos, Myra, Telmissos, Patara, Aizani, Stratonicea alle nach den
besten Hülfsmitteln (unter denen namentlich auch die Tagebücher von Ott-
fried Müllers griechischer Reise angeführt werden) und in gleichem Mass-
Stabe entworfen, vor, ihnen reihen sich sodann noch die Theater von