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Kritiken.
Berichte und
seiner Denkmäler und seiner Geschichte, sowie vier Stahlstiche mit dem
Grundriss und Ansichten des Gebäudes enthielt. Der Nachtrag führt den
Titel: „Der Fortbau des Kölner Doms, von H. Püttmann," und
entwickelt in warmer Auffassung und in würdiger Gesinnung, was bei der
neueren Thätigkeit für den Dom und was inBezng auf die geistige Be-
deutung des Fortbaues zur Sprache kommen muss. Beigegeben ist dem
Heftchen ein fünfter Stahlstich (nach einer Zeichnung Wegclin's von
Rouargue gestochen), welcher den Dom in seiner Vollendung darstellt.
Das Blatt ist, zwar ohne sonderlich scharfes Eingehen in das Detail und
dessen Charakter, doch in guter malerischer Haltung und Wirkung ge-
fertigt. Für die Restauration ist dabei vornehmlich der Längenaufriss in
Boisseree's grossem Kupferwerke benutzt; doch ist der Helm des Mit-
telthurmes hier eben so schlank und leicht genommen, wie die Helme der
Vorderthürme. Wie günstig schon diese Veränderung wirkt (obgleich die
Höhe des Mittelthurmes dadurch allerdings vielleicht zu bedeutend wird),
zeigt ein Blick der Vergleichung mit dem obenerwähnten Blatte des voll-
endeten Domes in Boisserees neuem Werke. Die genannten fünf Stahl-
stiche sind so eben auch, in demselben Verlag, mit einem andern Texte
erschienen. Der letztere, „Vergangenheit und Zukunft des Köl-
ner Doinbaues, von Ernst Zwirne r, königl. preuss. Regierungs- und
Baurath und zur Zeit Dombaumeistcr," besteht aus dem Separatabdrucke
eines Aufsatzes, der in den ersten Nummern des Kölner Domblattes ent-
halten war. Da das Kunstblatt auf diesen Aufsatz bereits mit näherer
Inhaltsgabe hingewiesen hat (vgl. N0. 72, S. 287, d. so möge hier nur
noch einmal kurz erwähnt werden, welches Interesse es darbietet, den
Dombaumeister selbst, der es zur Genüge dargethan hat, dass er vor
Allen in den Geist des ihm anvertrauten Werkes eingedrungen ist, über
dasselbe sprechen zu hören, und wie belehrend die Fülle der einzelnen
Notizen ist, welche er darbietet. . . .
Ich kann diese Anzeige nicht schliessen, ohne noch einen dringenden
Wunsch ausgesprochen und zu seiner Realisirung die dabei Betheiligten
aufgefordert zu haben.
öDas künstleriahe Studium der Architektur ist vorzugsweise den Denk-
malen des klassischen Altertluims, den griechischen und römischen, zuge-
wandt, sowie denen, welche im modernen Zeitalter durch die Wiederauf-
nahme des antiken Architekturstyles entstanden sind. Von vorzüglichster
Wichtigkeit, wegen ihres reinen künstlerischen Gehaltes, sind unter diesen
die griechischen Monumente, während die übrigen, wie beachtenswerthe
architektonische Combinationen bei ihnen auch vorkommen mögen, doch
mehr oder weniger eines durchgebildeten Organismus ermangcln. Aber
das Princip der griechischen Architektur steht wenn wir aufrichtig und
vorurtheilslos urtheilen wollen noch auf einer sehr niedrigen Stufe: der
Dedeckung der Räume, und somitl dgn Iäitgiänen des Inneren tdlmrhauplt;
so ern es auf ihre charakteristisc e urc idung ankommt), e t noc
aller lebendige Organismus. Dieser wird nur durch die Einführung des
Gewölbes erreicht, welches bei den Römern zwar erscheint, aber noch
ohne irgendwelche künstlerische Belebung, während die letztere in dem
romanischen Baustyl versucht wird und im gothischen Baustyl zur vollen-
deten Durchbildung gelangt. Das Gewölbe in seiner höchst durchgebildeten
Gestalt, in seinem Einfluss auf alle übrigen Bautheile, in der Coinplication
der Verhältnisse, welche dadurch erzeugt und zugleich auf so wunderbar