Ueber den Kölner Dom.
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Baues, mit dem man eben beschäftigt war, ins Auge fasste, nur ihn durch-
Zuarbeiten bedacht war, und auf solche Weise den nöthigen Zusammen-
bang des Ganzen gelegentlich ausser Acht lassen konnte.
Endlich noch ein Wort über die iiltereDomkirche von Köln, an deren
Stelle im 13ten Jahrhundert die jetzige trat. Der Verf. spricht über die-
selbe (die er auch schon in seinem früheren grossen Werke behandelt
hatte) im Anhang; er bezieht sich auf die Beschreibung, die uns Gelen
von ihr hinterlassen hat, und entwirft nach dieser Beschreibung die auf
einem besondern Kupferblatt beigegebenen Risse. Die Beschreibung bei
Gelen ist indess in ziemlich allgemeinen Zügen gehalten, und zurlAus-
führung der Risse ist das Vorbild der Kölner Apostelkirche und von
Grossmartin, ebendaselbst, wesentlich benutzt worden. Wir können nicht
sagen, dass die Gestalt des alten Gebäudes nothwendig so beschaffen ge-
wesen sein müsse, und der Verf. scheint in der That zu weit zu gehen,
wenn er dies annimmt, noch mehr aber, wenn er zugleich mit Bestimmt-
heit behauptet, diese ältere Kirche sei dieselbe, welche im neunten Jahr-
hundert an dieser Stelle gebaut wurde, und wenn er schliesslich seine
Restauration zu einem der Ausgangspunkte für jene frühe Epoche der
Baugeschichte des Mittelalters macht. Er kommt dabei auch auf die
Kölner Kapitolskirche zurück, deren noch vorhandenen Bau er bereits
früher dem achten Jahrhundert zugeschrieben hat, weil damals dort eine
Kapitolskirche erbaut worden ist. Er hält auch jetzt noch an dieser An-
sicht fest, obgleich die jüngere Kritik, welche schärfere und überzeugen-
dere Beweisgründe fordert, ihm hierin nicht mehr zu folgen 1m Stande ist.
Der Verf. hatte schon früher eine umfassende Baugeschichte des Mittel-
alters angekündigt. Er bespricht in dem Vorwort des in Rede stehenden
Werkes die Gründe, wesshalb dieselbe noch immer nicht erschienen ist,
giebt uns aber die Iloffnung, dass wir nunmehr der baldigen Vollendung
entgegensehcn dürfen. Es lässt sich, wie schon aus den eben gegebenen
Andeutungen erhellt, voraussehen, dass dies umfassendere Werk nicht
überall im Eiuklange mit den jüngeren Forschungen, die seit den letzten
Jahrzehnten ihre eigenen Wege gegangen sind, stehen werde. Dennoch
aber werden alle, denen die Vaterländische Kulturgesehichte am Herzen
liegt, nach der Vollendung und Veröffentlichung desselben sehnlichst ver-
langen; der Verf. hat lange-Jahre mit so erfolgreichem Eifer gesammelt,
er hat zu seltenen Forschungen so mannigfach günstige Gelegenheit gehabt,
dass ihm ohne Zweifel ein Schatz der wichtigsten Materialien (wovon auch
die vorliegende Schrift mehrfach Zeugniss giebt) zu Gebote steht, und dass
ihm, zu wie abweichenden Resultaten man dieselben auch verarbeiten
möge, doch für deren Mittheilung der allgemeine Dank nicht fehlen kann.
Gewiss aber dürfen wir zu seinem, so oft bewährten liberal wissenschaft-
lichen Sinne das volle Zutrauen hegen, dass er das Erworbene zum Ge-
mgingut mache, es der freien Wissenschaft überlassend, in welcher Weise
sie sich dasselbe aneignen werde. Kann er doch auf der andern Seite
versichert sein, dass die jüngeren Geschlechter es nicht vergessen werden,
wie viel sie seinem vielseitigen Streben verdanken.
Ich benutze diese Gelegenheit, um noch ein Paar andere kleinere
Schriften über den Kölner Dom anzuzeigen. Zunächst einen Nachtrag zu
der schon vor ein Paar Jahren erschienenen Schrift von A. v. Binzer:
npel- Kölner Dom, ein Denkmal deutscher Baukunst" (Köln, bei
L. Kohnen), die eine zweckmässig übersichtliche Beschreibung des Domes,