Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

Architektonische 
Modelle. 
B e rl i n. 
(Kunstblatt 1842, 
  . Es ist vielleicht nicht unpassend, wenn ich hier eine Notiz über 
ein eigenthümlich interessantes Unternehmen anreihe, über dessen gegen- 
wärtigen Stand mir einige nähere Mittheilungen vorliegen. Es betrifft die 
architektonischen Modelle des Hrn. Kallenbach aus Danzig, die 
grösserentheils mittelalterliche (und zwar deutsche) Monumente darstellen, 
nach gleichem Maassstabe aus Holz, Pappe und ähnlichen leicht zu behan- 
delnden Stoifen gearbeitet und mit der entsprechenden natiirgemässen Farbe 
der Monumente versehen sind. Sie sind, so weit es ihre Dimension er- 
laubte, mit der allergrössten Genauigkeit gefertigt, so dass man durch sie 
eine vgllständige Anschauung der betreffenden Monumente im kleinen 
Maagsstabe gewinnt. Der Freiburger Münster z. B., den Herr Kallenbach 
bereits vor ein paar Jahren modellirt hat, ist als die wahrhaft meisterliche 
Lösung einer gewiss sehr schwierigen Aufgabe zu nennen. Etwa vor einem 
Jahre hatte I-Ir. K. seine Sammlung hier (unter dem Namen seines Gefährten 
Zmudzinski) öHentlicli ausgestellt; er hatte indess, abgesehen von einzel- 
nen Freunden der Architektur unserer Vaterländischen Vorzeit, keinen 
sonderlichen Anklang gefunden;  es war nicht Mode geworden, seine 
Sammlung zu besuchen, was in grossen Städten für dergleichen Dinge ins- 
gemein den Ausschlag gibt. (Wie lannenhaft die Mode spielt, zeigte sich 
u. a. hier vor einigen Jahren, als im Museum gelehrte Vorträge über streng 
archäologische Kunstgegenstande gehalten wurden und die eleganteste 
Beau-monde, die sonst nur im Ballet eine bewunderungswürdige Stand- 
und Sesshaftigkeit an den Tag zu legen pflegt, unverdrossen bis gegen das 
Ende derN orlesungen Theil nahm.) Auch sonst schien I-lr. K. in unsern 
Gegenden wenig Theilnahme gefunden zu haben; dagegen hat er sich 
neuerlich, in sächsischen und thüringischen Städten, besonders aber in 
Frankfurt a. M., bedeutenden Beifalls zu erfreuen gehabt. Zugleich haben 
diese seine neueren Reisen ihm Gelegenheit zur reichlich fortschreitenden 
Vermehrung seiner Sammlung gegeben, da er insgemein nur nach eigenen, 
sehr genauen Aufnahmen und Vermessungen zu arbeiten pflegt. Er hat 
jetzt die zweckmässige Einrichtung getroffen, sich iii den Städten sei- 
nes Aufenthalts durch eine Subscription der genügenden Theilnahme zu 
versichern und nur den Abonnenten den Besuch der Sammlung zu ver- 
statten, damit aber zugleich auch erläuternde kunsthistorische Vorträge, zu 
verknüpfen. So lässt sich in der, ffhat hoffen, dass der Plan, der seinem 
ganzen Unternehmen zu Grunde liegt: im deutschen Volk eine innigere 
Theilnahme an den Denkmalern seiner Vorzeit, eine tiefere Einsicht in die 
erhabene Bedeutung dieser_Schätze, eine thätigere Sorge für deren unge- 
triibte Erhaltung Zu Verbrellßll, doch endlich von einem schönen Erfolge 
gekrönt sein werde. Auf der andern Seite wäre freilich zu wünschen, dass 
eine Sammlung von so grossem künstlerischem und wissenschaftlichem 
Werthe an einem der Orte, die als Centralpunkt kunstwissenschaftlicher 
Bestrebungen zu betrachten sind, eine feste Stelle finden möge; es waren
	        
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