Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

lgen 
Bemerkul 
über 
VOH 
die Kirche 
Paulinzelle. 
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Schottenkirche zu Regensburg, die Kirche des Klosters Heilsbronn in Fran- 
ken, die Kirche St. Jakob zu Bamberg und die Kirche auf dem Moritz- 
berge zu Hildesheim zu nennen,  Alles Gebäude, die theils aus der spä- 
iern Zeit des 11., zumeist aber aus dem 12. Jahrhundert herrühren, wenn 
Sie auch in der Folge manche Veränderungen erlitten haben. Die Säulen 
der Paulinzeller Kirche haben ein schlankes Verhältniss; dabei aber sind 
ihre (in der attischen Form gebildeten) Basen sehr schwer, ebensß auch die 
Kapitale, welche sämmtlieh in der einfachen Würfelform gebildet und mit 
Sehr einfacher Verzierung versehen sind. Doch hat das DeckgeSimS über 
den Kapitälen eine geschmackvolle Gliederung; auch bringen die Gesimse, 
die an der Wand über den Säulen emporsteigen und die jene Halbkreis- 
bögen rechtwinklig einsehliessen, einen ansprechenden Eindruck hervor. 
Die letztgenannten Gesimse haben die bekannte würfelartige Verzierung. 
Historischer Nachricht zufolge wurde die Kirche um das J. 1105 ge- 
ballt? ich finde keinen Grund, den Bezug dieser Bauzeit auf das noch vor- 
handene Gebäude irgend zu bezweifeln. Sehr wichtig ist hiebei das Ver- 
hältniss von Paulinzelle zu dem schwäbischen Kloster Hirschau, von wo 
die ersten Aebte und Mönche nach Paulinzelle kamen; namentlich ist zu 
bemerken, dass der erste Abt von Paulinzelle, Gerung, als im J. 1092 die 
Conventnalen zu Hirschau in das dortige neue Peterskloster einzogen, als 
Prior nebst zwölf Mönchen in dem älteren Aureliuskloster zurückgeblieben 
war. Die Gebäude von Hirschau dürften also das Vorbild zu denen von 
Paulinzelle gegeben haben. Leider sind die Anlagen des Klosters sehr 
Zerstört. Erhalten ist zunächst nur ein Theil der Aureliuskirche, welcher Säu- 
lenreihen von ähnlicher Beschaffenheit, wie die von Paulinzclle, zeigt, nur 
mit dem Unterschiede, dass die Schäfte der Säulen hier ungleich kürzer 
und stämmiger, auch die Deckgesimse über ihren Kapitälcn einfacher ge- 
bildet sind. Der erste Bau dieser Kirche wurde im J. 838 vollendet; im 
J. 1003 aber wurden die Mönche daraus vertrieben, und das Kloster stand 
63 Jahre leer, bis es im J. 1066 neu bevölkert, in seinen Baulichkeitcn 
wiederhergestellt, und die Kirche im J. 1071 neu geweiht wurde. Den 
letztgenannten Jahren ist unbedenklich der erhaltene Rest der Aurelius- 
kirehe zuzuschreiben; ihn für einen Theil des Baues vom J. 838 zu hal- 
ten, widerspricht vornehmlich der Umstand, dass an der Formenbildung 
seiner Theile nichts mehr vorkommt, was eine direkte Nachwirkung der 
Bauweise des classischen Alterthums, die wir in der karolingischen Periode 
noch mit zuversichtlicher Bestimmtheit annehmen müssen, verriethe. Spä- 
ter aber kann jener Rest der Aureliuskirehe auch nicht sein, da schon im 
J; 1083 die Lage des Hirschaucr Klosters verändert, dasselbe erweitert und 
eine neue Kirche, die Peterskirche, erbaut wurde, welche man im J. 1091 
elllweihte. Von dieser Kirche haben sich, mit Ausnahme eines Thurmes, 
nur formlose Trümmer erhalten: doch geht aus den letzteren wenigstens 
hefvor, dass sie im Innern nicht) Säulen, sondern Pfeiler hatte; Die Au- 
rehuskirche gab somit das Vorbild für die von Paulinzelle, und es kann 
dies, bei dem angegebenen näheren Verhältnisse des Abtes Gefllllo zu der- 
selben, auch nicht weiter befremden. Zugleich aber dient die Ücberein- 
stlmmung zwischen diesen beiden Kirchen noch zu einer weiteren 33mm- 
glllng der obigen Angabe uber die Bauzeit der Aureliuskirche (denn jeden- 
näblstwerden die Werkmeister doch in dem Style ihrer Zeit gearbeitet, 
aber einen um nlehfßrß Jahrhunderte älteren nachgeahmt haben);
	        
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