der deutschen Kunst im Mittelalter.
Geschichte
Zur
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nannte, dabei aber von grosser Einfachheit in der Bildung der Detail-
formen, ist die Kirche zu Tholey. Hr. Schmidt giebt von dieser Kirche
nur den sehr wohldisponirten Grundriss; einige der Einzelheiten des Baues
wären ebenfalls wünschenswerth gewesen, indem sie (neben der Formen-
weise mancher andern Bauten, die sich in den Rheinlanden vorfinden) es
erkennen lassen, wie diejenige Verilachung der F0rmen,- die zumeist erst
in der spätgothischen Zeit vorherrschend wird, doch auch schon früh da
eintrat, wo der Sinn und vielleicht die Mittel zu einer reicheren, mehr
lebenvollen Durchbildung fehlen mochten. Die Stiftskirche zu Kyll-
bin-g, inschriftlich im J, 1276 begonnen, zeigt wohlgebildete gothische
Formen; doch ist die ganze Anlage einfach, daher von l-lrn. Schmidt auch
nur das Nothwendigste zu ihrer Darstellung gegeben. Der Kreuzgang
neben der Kirche gehört einer späteren Zeit des gothischen Styls an. A11
der Kirche zu St. Arnual, bei Saarbrücken, haben Chor und Querschiti
noch frühgothische Formen; das Schiff hat scheinbar einen ziemlich spät-
gothischen Charakter; doch findet sich am Portal eine Inschrift, die von
dem Beginne des Baues bereits im J. 1315 Kunde giebt. Diese Kirche ist
durch eine grosse Anzahl von Grabmonumenten, zumeist der gräflich nas-
sau-saarbrüclüschen Familie, ausgezeichnet; von den merkwürdigsten der-
selben, aus dem löten und löten Jahrhundert, auch von einem interes-
santen spätgothischen Taufsteine, giebt Hr. Schmidt Abbildungen in sau-
berer Umrisszeichnung. Die übrigen Mittheilungen betreifen: das bril-
lant gothische Portal der Jesuiten-, früher Minoritenkirche in Trier; die
Kirche zu St. Wendel, eine der schönsten Kirchen aus spätgothischer
Zeit, die besonders durch das ungemein glückliche räumliche Verhältniss
des Innern ausgezeichnet ist, mit ihrer vortretflich gearbeiteten Steinkanzel
vom J. 1462; das Hospital zu Cues an der Mosel, gestiftet bald nach der
Mitte des löten Jahrhunderts, und die einfache, aber sehr ansprechende
Kapelle desselben; sowie das, etwa derselben Zeit angehörige Rathhaus
"zur Steipe" in Trier.
Die Römermonumente von Trier und der dortigen Gegend werden
die vierte Lieferung der Schmidfschen Baudenkmale ausmachen. Wir
haben indess von der Thätigkeit und von dem Eifer, mit welchem Herr
Schmidt sich der Erforschung der Denkmale des Vaterländischen Alter-
thums gewidmet hat, auch noch anderen interessanten und belehrenden Mit-
theilungen entgegenzusehen. Kürzlich war er zu diesem Behuf mit einer
Aufnahme der höchst merkwürdigen Klosterkirche zu Laach, unfern von
Andernach, beschäftigt. Diese Kirche, in der ersten Hälfte des zwölften
Jahrhunderts erbaut, ist eins der grossartigsten und reichsten Beispiele des
strengen romanischen Baustyls in Deutschland; sie ist in diesem Betracht
um so wichtiger, als sie, wie vielleicht kein zweites Beispiel der Art vor-
handen ist, durchaus als ein Ganzes aus Einem Gusse und von in sich
völlig übereinstimmendem Style dasteht. Nur der zierliche Porticus an
ihrer Westseite ist in der Zeit des spätromanischen Baustyls hinzugefügt
worden. Was Hr. Boisseree in seinen Denkmalen der Baukunst am Nieder-
rhein etc. über die Laacher Kirche mitgetheilt hat, reicht nicht hin, um
dies Gebäude genügend würdigen zu können; es wird somit durch das zu
erwartende Schmidfsche Werk eine wesentliche Lücke in unserm Material
zum Studium der mittelalterlichen Baukunst ausgefüllt werden. Außh
kann ich von einer sehr merkwürdigen Entdeckung, die Hr. Schmidt im
Innern der Kirche gemacht und von der er mich durch bildliche Darstel-