Zur
der deutschen Kunst im Mittelalter.
Geschichte
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ist zu wünschen und zu hoffen, dass Hr. Puttrich für den seltenen Eifer
und für die grossen Opfer, mit denen er seine Unternehmungen zur Aus-
führung bringt, durch eine umfassende Theilnahme von Seiten des deut-
schen Volkes entschädigt werden möge.
Den sächsischen Denkmalen reihen wir zunächst an:
Die
Alterthümer und Kunstdenkmale
Hohenzollern; herausgegeben von R.
des Erlauchten Hauses
Frhrn. v. Stillfried.
Ueber das erste Heft dieses grossartig angelegten Werkes habe ich in
N0. 51 des Kunstblatts vom J. 1839 gesprochen. Seitdem liegen zwei neue
Hefte vor, in denen sich dieselbe Gründlichkeit historischer Forschung,
dieselbe Sorgfalt in der Auffassung alterthümlicher Kunstgegenstände und
dieselbe Eleganz der Ausstattung, wie im ersten Hefte. kund geben. Jedes
Heft enthält sechs, zum Theil colorirte Blätter bildlicher Darstellung (in
gross Folio) nebst dem entsprechenden historisch-kritischen Texte, in
welchen verschiedene kleinere Darstellungen eingedrückt sind. Dem Plane
des Werks gemäss ist nicht alles Mitgetheilte auf die Kunst bezüglich, so
namentlich nicht die Facsimiles seltner und merkwürdiger Urkunden. Doch
kann ich, obgleich diese Gegenstände nicht vor das Forum des Kunstblatts
gehören, nicht unterlassen, des im zweiten Heft gegebenen Facsimile's zu
gedenken, indem dasselbe die völlig täuschende Nachahmung des alten
Pergamentblattes mit seiner Schrift, somit in der That die seltene Ausbil-
dung einer eigeuthümlichen Kunstfertigkeit zur Erscheinung bringt.
Unter den wichtigeren Mittheilungen für die kunsthistorische Forschung ist
im zweiten Hefte die Darstellung der Klosterkirche von Alpirsbach im
Schwarzwalde, am Flusse Kinzig, zwischen Freudenstarlt und Schiltach,
zu nennen. Risse, Ansichten und Detailzeichnungen geben davon eine
vollkommen genügende Anschauung. Die Kirche, im J. 1099" geweiht,
erscheint als eine Säulenbasilika; die Säulen mit einfachen,'unten abge-
rundeten Würfelkapitälen, zwei der letzteren jedoch reicher und in einer
für das elfte Jahrhundert sehr charakteristischen Weise dekorirt (die Basen
dieser Säulen denen in der Schottenkirche zu Regensburg ganz entsprechend).
Auch ein alter, reich ornamentirter Pfortenring von Bronze, aus derselben
Periode ist zu bemerken. Sehr eigenthümlich ist die Absis des Chors.
Flur ihr Untertheil gehört dem alten Bau an; in der Mitte wird sie durch
ein kleines Grabgewölbe ausgefüllt (eine eigentliche Krypta ist nicht vor-
handen); zu den Seiten des Gewölbes sind, ebenfalls noch im Einschluss
der Absis, halbrunde Nischen angeordnet. Der Oberbau der Absis ver-
dankt einer Bauveränderung vom J. 1337 sein Dasein; er hat somit go-
thische Formen und verwandelt die halbkreisrunde Grundlinie in eine
dreiseitig gebrochene; dabei treten aber die Ecken des Oberbaues im Aeus-
Seren über den halbrunden Unterbau vor und werden zu diesem Behufe
V0n Säulen getragen, eine Einrichtung, die sich überaus seltsam macht.
DaS dritte Heft bringt verschiedene Ansichten des Berges und der Burg
Hohenzollern, deren erhaltene Baulichkciten indess kein kunsthistori-
Sches Interesse mehr haben. Sehr merkwürdig aber sind einige Stein-
reliefs, die sich gegenwärtig im Altarraume der dortigen Michaeliskalleue
VOTÜIIden und deren ganze Beschaffenheit, die höchst einfache Behandlung
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