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Rheinreise,
1841.
Zweiter Abschnitt.
die Ausführung jedoch obschon im Einzelnen, z. B. in den Händen, auch
in dem Stein, den der h. Stephan trägt, die detaillirende Sorgfalt eines
Miniaturmalers sichtbar wird, für denselben Meister fast nicht geistreich
genug. Der Kopf des Heiligen hat in Bildung und Wendung einen ge-
wissen gentil diplomatischen Charakter, der sehr deutlich die französische
Auffassung zu bezeichnen scheint, sich aber in solcher Art eben auch
nicht in den Miniaturen findet.
Andere Bilder im Besitz des Hrn. G. Brentano sind anderweit ge-
nannt worden. Ich erwähne hier noch eines grossen Gemäldes von van
Dyek: der Christusleichnam im Schoosse der Maria, die trauernden An-
gehörigen umher. Aus der mittleren Zeit des Meisters, bald nach seiner
Heimkehr aus Italien. Grossartig componirt, fast im Style der streng com-
ponirten Arbeiten des Andrea del Sarto und in dieser Weise wirksam;
gleichwohl die Composition nicht eigentlich durchgearbeitet, ohne den
mehr innerlichen Zusammenhang, meist jede Gestalt einzeln mit sich be-
schäftigtl Die Behandlung noch ungemein frei und kühn, zwischen Rubens
und Tizian fast in der Mitte, obschon van Dycks eigenthümliehe Ge-
fühlsweise nicht zu verkennen. Aus der Minoritenkirche zu Mainz her-
stammend.
D a r m s t a d t.
Grallerie.
N0. 178. Grosses Bild aus der Kölner Schule mit der Unterschrift: Hanc
tabulam fieri fecerunt discreti virijhevzricus de cassel et conradus rost de
cassel pro salute anima: quondam ohannis rost de cassel ac alaide eius
uxoris quorum animw per misericordiaan dei requiescant in pace. amen.
Fünf Abtheilungen. ln der Mitte der Crucifixus mit
Maria_und Johannes, blutauffangenden Engelchen, und den
vier kleinen knieenden Donatoren unterwärts. In den an-
dern vier Abtheilungen je zwei Heilige, in der zur Rech-
ten, unterwärts, neben einem Bischof die heil. Ursula, mit
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S. Castor und wie iäi Claren-Altar), nach; in den Gewandungiadn
ein nobel einfacher Fluss, in den Gestaltungen ist ziemliches Gefühl- die
Köpfe sind fein, in seiner Art. Die Durchbildung aber ist für Wilhelm selbst
bei Weitem nicht geistreich genug: also ein ihmhsehr nahe stehender Schüler.
N0. 230. Altärchen, Goldgrund. Crucifixus mit Maria und Johannes
auf den Flügeln Katharina und Barbara. Dem Meister Wilhelm sehr nah,
doch nicht von ihm selbst, etwas schwerer in der Gewandung- auf der
einen Seite an das Berliner Altärchen, auf der andern an die kleine Kreu-
Zigung bei Dietz in Coblenz erinnernd.
N0. 184. Darstellung des Kindes im Tempel mit vielen Nebenfi u-
äfltrllillks 1121111811, Teßhts Männern, vorn Kindern init Lichtern (vergl. gen
fläflg) lnter dem Goldaltar ein Teppich, der_v0n_ Engeln gehalten
WIT 1 tsßnstvGoldgrund, aus dem oben Gottvater II] einem Engelkranze
herausflucht, _1l11 Goldgrunde auch noch umhertlatternde Engelchen.
Ellßßhlßden 8111 Schüler des Meister Stephan aber ganz der Gegensatz
des jüngsten Gerichts. Nur das Zarte und Sanfte ist aufgefasst ohrle dass
(10011 der eigelltlich tiefere Sinn für die Grazie hervorträte. 7D111-gh die