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Berichte
Kritiken.
und
ren, die Bilder der Kirchcnlehrer, deren Malerei keinesweges schlecht ist
gleich den übrigen zu reinigen.
Ein eigenthümlich zierliches Schnitzwerk späterer Zeit ist die in dei
Ulrichskirche befindliche Kanzel, vom J. 1533- Sie ist in dem heiteren
Style der Renaissance reich durchgebildet und mit verschiedenen Reliefs
Sceneii der heiligen Geschichte darstellend, geschmückt. Der Grund ist
weiss, die Zieraten sind vergoldet. Auch die Werke solcher Art sind füi
die spätere Zeit der Blüthe deutscher Kunst, die bald durch den dreissig-
jährigen Krieg zu Grabe getragen werden sollte, sehr bezeichnend. In
Pommern habe ich ebenfalls mancherlei Bedeutendes in dieser Weise ge-
funden. 1
Ein rindres Altarwerk sieht man in der N eumarkt (oder La iirenti-
Kirche zu Halle. Dies scheint unter dem Einflusse jenes grossartigeren
der Ulrichskirche entstanden zu sein; die Anlage in Schnitzwerken und
Gemälden gehört demselben Style an, hat im" Einzoelnen wiederum manches
Verdienstliehe, ist jedoch im Ganzen nicht geeignet, mit jenem aufgleiche
Stufe gestellt zu werden. "Ein drittes Werk des Mittelalters befindet
sich über dem Altar der Mo ritzkirclie. Auch dies ist ein mit geschnitz-
ten Statuen ausgefüllter Schrein, über dem sich ein zierlich gebildeter Taber-
nakelbau frei erhebt. An den Flügeln ist hier aber kein Schnitzwerk; sie
sind dreidoppelt und auf jeder Seite mit den lebensgrossen Gestalten hei-
liger Personen bemalt. Das Schnitzwerk des Mittelschreines ist wiederum
der Beachtung keinesweges unwerth, das Hauptinteresse beruht hier indcss
in jenen Flügelgeinälden, in denen sich ein sehr eigenthünilich gebildeter.
noch etwas alterthümliclier Meister ankündigt. Die grossartigen, oft weich
gezogenen Linien der Gewandung, die schönen stillen Gesichter der Heili-
gen, besonders der Weiber, dabei die besondre nationelle Bildung der
Kö fe, geben diesen Gemälden einen ganz eignen Reiz. Die 'l'echnik ist
zwgr noch streng, die Zeichnung scharf, doch fehlt es im Einzelnen nicht
an genügender Durchbildung und Modellirung.
Endlich ist noch das grosse Altarwerk zu erwähnen, welches sich über
dem Altar der Frauenkirehe zu Halle, der sogenannten Mar ktkirch e.
befindet. Dies Werk gehört zwar nicht dem Kreise der Schnitzarbeiten an:
da indess die Gemälde. aus denen dasselbe besteht, in mehrfacher Bezie-
hung ein bedeutendes Interesse gewähren und da ihrer bisher in den Lehr-
büchern deßr Kunstgeschichte kaum gedacht ist, so mag es wohl nicht un-
passeäid sleiirndhäer einige Wärte übeli; dässelbe beizufügen. Es ist ein Werk
von er es ucas rana v
scheu Chlßilrik im J . 1528 gemalt, Ein; dä- iiigrtiiüiiirdrilgsztldn(Eridgiieriääliwydi-
fel das grossartigste unter den Altarblättern, die man von ihm besitzt. Auf
dem Mittelbilde sieht man, überlebensgross, die h. Jungfrau mit dem
Kinde,_v0n einem Halbmonde (dem Wappenbilde der Stadt Halle) gen-a-
gen hilnter ihrhist Goldgrund , von Wolken umgeben, aus denen Engels-
op e ervorsc auen; oberwärts, zu jeder Seite, erscheinen zwei ganze
i) Die Ulrichskirche enthält ausserdeiri 'ein bronzenes Taufbecken vom Jahr
1435. Es trägt die Inschrift: Anno domini MCUCUXXXV me Ludotfus van
Bwmtlw Imde ein sone hinrilc geghoten to Magdeborch. Das Becken ruht auf
da" Figuren der vier Evangelisten und ist mit Reliefs geschmückt, welche Chri_
W151 Maria und die zwölf Apostel vorstellen, in derben, kurzen Formen des ger-
manischen Stiles.- Zllm Tilßil aber in schöner Stylistik, besonders was die Ge-
wandung betrifft.