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Rheinreise,
1841.
Zweiter
Abschnitt.
tektur an den späteren Seitenschitfen, die zu den besten ihrer Art gehörig
und zum Theil nach dem allerreinsten Prineip gegliedert ist.
Mein diesmaliger Besuch galt vornehmlich einer Durchsicht der
Sculpture n des Domes. Unter diesen bemerkte ich zunächst:
Die Sculptur im Bogenfelde des Portals mit den eherncn Thüren,
Christus in der Mandorla mit zwei Engeln; in der gewöhnlichen romani-
nischen Art und sehr roh.
Zierlieh germanische Statuen, an dem Portal, welches nach dem
Kreuzgange führt.
'l'reffliche Grablegung in freien Statuen aus dem 15ten Jahrhundert, ein
sogenanntes heiliges Grab, eins der besten Exemplare dieser Darstellung.
Ein in Flachrelief geschnitztcr Altar, Krönung Mariä, Apostel auf
den Flügeln (aussen bemalt), vom J. 1517. Im Styl nicht eben bedeu-
tend; weich und viel Langfaltiges in der Gewandung.
Bei Weitem wichtiger jedoch, für die Geschichte der künstlerischen
Entwickelung, sind die Grabmonumente, bei deren Besichtigung die treIT-
liche "Geschichte und Beschreibung des Domes zu Mainz, von J. WVetter,
1835", mein Führer war:
Grabmal des Erzbischof Siegfried lII. von Eppstein vom J 12-19. Der
Erzbischof nach rechts und links den (von ihm gekrönten) deutschen Kö-
nigen Heinrich Raspo von Thüringen und Wilhelm von Holland, die beide
in kleinerer Gestalt erscheinen, die Kronen aufsetzend. Ohne höheren
und bedeutenderen Formensinn, aber viel Detailgefühl, daher auch por-
traitmässig. Bemalung, nach richtigen Mustern schlecht erneut. (Abbil-
dung in F. H. Müllefs Beiträgen, I, t. Vl.)
Denkm. des Erzb. Peter von Aspelt. 1320. Mangelhaft germanisch,
doch in den Linien der Gewandung keineswegs ohne Feinheit und Gefühl.
Denkm. des Erz. Mathias von Bucheck, 1328. Nicht gar bedeutend
germanisch.
Denkm, des h, Bonifacius, im J. 1357 gefertigt. Gut germanisch in
der Anordnung des Gewandes.
Denkm. des Erzb. Adolph I. von Nassau. 1390. Ungeschickt germa-
nisch, oben breit und unten schmal; doch weiche Falten.
Denkm. des Erzb. Konrad von Weinsperg, 1396. Schwer gernranisch.
Denkm. des Erzb. Johannes ll. von Nassau, 1419. Reich gerrnanisch.
Geschweifte Bewegung; volle feingefühlte Gewandung; individueller Kopf.
Reich gothische Architektur, darin auf jeder Seite drei Heiligcn-Statuetten.
Diese sehr anmuthig germanisch, an gleichzeitige Kölner Arbeiten erinnernd.
Grabm. des Erzb. Konrad Ill. von Da.un, 1434. Schweres reich und
weich germanisches Element. Doch zu den Seiten des Kopfes zwei lustige,
minder schwere Engelchen mit Rauchfässern.
Denkm. des Erzb. Diether von Isenburg, 1482. Reich gothisch; kleine
Statuottcn auf den Seiten. _Sehr energisches Lebensgefühl. Die Haltung
des Erzbischofes voll derber Kraft. Die Gewandung auf germanischer
Grundlage, doch schon in eckig conventioneller Behandlung, gut und frei
bewegt, bei dem Erzbischof etwas im Style des Italieners Vivarini, bei
den Statuetten ganz zierlich.
Grabm- (188 Prinzen Albert von Sachsen, 1484. In höchst grossartig
schöner Haltung, ernst und gerad, aber durchaus ungezwungen. Die Ge-
wänder 51658611 frei, ebenfalls fast geradlinig, herab; die eckigen Brüche
sind sehr tintcrgcortlnet und in keiner Weise störend. Der Kopf ist wie