VOID
Notizen
der Reisen.
Schluss
Mainz.
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Uoblenz. Provinzial-Arehiv. 'I'empora_le_ (Copialbuch der
Urkunden) des Erzbischofes Balduin (gest. 1354). Onginelsammlung und
gleichzeitige Copie. Mit sauberen Federverzierungeu in _den Initialen,
und an den Hauptabschnitten mit iigürlich ausgemalten Initialen, Arabes-
ken etc., ganz in der Art des Gebetbuches in der Gymnasialbibliothek.
(Die in der Copie erscheinen aber nur als rohe Nachahmungen dm: andern;
somit bilden sie ein recht charakteristisches Beispiel, wie welllg es 89'
rathen, aus einzelnen Arbeiten auf ganze Epochen zu schliessen.)
Vor der Copie noch 36 Blätter, jedes mit zwei Darstellungen auf dem
Leben des Erzbischof Balduin und seines Bruders, des König Heinrich,
nach den Gestis Balduini in den Gestis Trevirorum. Diese Darstellungen
vielfach von eigenthümlichem Interesse, rücksichtlich des Archäologischen,
der Sitte, etc. Die Behandlung indess untergeordnet und wenig künst-
lerisch (wie sonst häufig in der Zeit); bis auf ein Blatt sind es nur an-
getuschte Zeichnungen; dies eine ist ausgemalt, aber besonders roh.
Cues. Bibliothek des Hospitals.
Dekretalen Gregors IX. Grosse Handschrift mit einigen Miniaturen.
Italienisch, 13tes Jahrhundert. Es ist interessant, wie hier der französisch-
germanische Einfluss erscheint, verbunden mit noch etwas byzantinischer
Vortragweise.
Pontiiicale, mit colorirten Umrisszeichnungen. Eigentlich germanisch,
entschiedner deutsch oder etwa französisch. 13tes Jahrhundert. Uebrigens
nicht bedeutend.
Köln. Bei Hrn. Zanoli. Kleines Brevier mit kleinen Miniatur-
bilderchen. In den Köpfen noch altkölnischer Charakter.
Köln. St. Kunibert. Im Chor ein kolossales Missale mit drei
Malereien und lustigen Bandverzierungen; ein zweites auf der Orgelbühne,
mit Einem Bilde. Phantasie, aber ziemlich rohe Technik, etwa in der
Mitte zwischen dem sogenannten Israel von Meckenen und Wohlgemuth.
NOTIZEN
VOM
SCHLUSS
DER
REISE.
'M a i n z.
Der Dom.
Zur Untersuchung seiner verwickelten baulichen Verhältnisse behufs
Gewinnung eines festen geschichtlichen Resultate fehlte mir die Zeit;
überdies bedingt dieselbe eine gleichzeitige genaue Untersuchung der
Dßme von Worms und Speyer. Ich notirte bei diesem Besuche des Ge-
bäudes nur die eigenthümlieh hohen Verhältnisse der alten, einfach vier-
eckigen Schiifpfeiler im Innern; die an den Gesimsen der beiden öst-
lichen Thüren vvrkommelldßll Kaflliesfßrmen; die entschieden mittel-
alterliche, bafbüfiäirendß Behandlung des Akanthus an der einen dieser
Thüren; die plumpen attischell Basen, wie dergleichen nur im selb-
Ständig rohesten Mittelalter vorkommen, an beiden; dann, nächst der
höchst reichen und eleganten spätromanischen Dekoration im Aeusseren
des westlichen 'l'hei1eS1 die sehr gesßhmackvolle gothische Fensterarchi-