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Rheinreise,
1841.
Zweiter Abschnitt.
2. Evangelistarium des Erzhischofes Egbertus von Trier (Erzb. 978-
993). Höchst bilderreich. Zuerst Egbertus auf einem Throne sitzend.
Dann 4 Blätter: die Evangelisten vor einem Teppichgrunde, violett mit
Goldverzieruugen. Diese zum Theil in höchst grossartiger und feierlicher
Würde, wenn auch das körperliche Gefühl schon nachgelassen hat; ruhige.
zum Theil fast germanische Linien in der Gewaudung; etwas Grcssartiges
im Ausdruck der Köpfe. Dann eine Reihe von fast durchweg kleineren
Bildern zur Geschichte Christi. Hier tritt der mangelnde Natursinn in
Form und Bewegung ungleich empündlicher hervor. Die Figuren meist
Trier.
Evnngelislarium des Eghexlu s.
untersetzt und, wenn sie nicht ganz ruhig stehen, meist bucklig, die Glie-
der unter der Gewandung oft verkrüppelt. Dennoch einzelne Gestalten,
wo es ging, in einer gewissen grossartigen Würde (im Mosaiken- Style),
mit jenem germanisirend weichen Flusse der Grewandung; auch hier noch
manche entschieden antike Reminiscenzen. So auch die Architekturen, die
zum Theil noch aus Architravbauten bestehen. In den Erfindungen nicht;
viel Geist. (Bei der Kreuzigung die drei Gekreuzigten bekleidet.) Aber
sehr zart gemalt; meist sehr harmonische milde Zusammenstimmung der
Farben und jene regenbogenartig schillernden Farben der Gründe, die in
äusserst zart gebrochenen Tönen ineinander übergehen.
3. Homilien des h, Augustinus über das Evangelium Johannes. Vorn
steht: „Sancte Marie ad monachos prope Treveris" mit grosser bunter Schrift
'Drübe1' steht mit Dinte (in alter Schrift) die Jahrzahl 1478. Hinten linden
sich, gleichzeitig, der Name J. Bunschairt mit Goldschrift. Eine moderne
Notiz sagt: „C0nscripsit Fr. J. Bunschairt Monasterii ad S. S. Martyres Tre-
viriS Professlls A- 6-1478" Initialen mit sehr zierlich figürlichen Male-
reien aus der Geschichte Christi (von welchen aber nur ein Theil zur
Ausführung gekommen). Ich meine darin französische Schule erkennen zu
dürfen. Es ist ein Anklang an die niederländische Malerei der Zeit, aber
schon, in mehrfacher Beziehung, etwas Conventionelles. So zunächst in
dem eigen glatten (mehr als weichen) Vortrage der Farben. Dann ist in
den edlen Gestalten eine gewisse Idealität erstrebt, die nicht immer sehr