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Rheinreise,
1841.
Zweiter Abschnitt.
3) Ein Reliquiarium, wie No. 1, nur grösser und länger. Die Figuren
der Vorderseite ganz en relief und angeheftet, wobei aber zu bemerken,
dass die Plastik, besonders in den Gewändern, doch meist nur eine lineare
ist. Streng byzantinischer Styl.
4) Ein Altärchen, wie N0. 2, ebenfalls etwas grösser; auf der oberen
Fläche mit einer Serpentinplatte; unten auf einer Pergamentschrift als
"Altare portatile Sci Gregorii pape rome doctoris" etc. bezeichnet. Zahl-
reiche Goldniellen mit Emailgrund. Oben umherlaufend ein Reigen von
Heiligen, 32 an der Zahl, wobei der Grund aus reichemaillirten Laub-
Ornamenten besteht; ausserdem noch vier Scenen der h. Geschichte, in
herkömmlicher, doch trefflich belebter Composition. An den Seitcnfeldern
Figuren von Propheten und Patriarchen. Die Darstellungen in sehr sau-
berem byzantinischem Styl, geistvoll bewegt, mit Forrnenfülle, auch schon
mit lebendigem Natursinn, selbst mit Anmuth und Klarheit im Faltenwurf.
Dies besonders bei den oberen Darstellungen; doch sind auch die an den
Seiten ganz gut.
5) Altärchcn ohne Steinplatte. Die ganze Oberfläche ist eine Kupfer-
tafcl, darauf sechs Darstellungen, die durch Bogenbänder mit Inschriften
getrennt werden; jede Seitenliäche besteht ebenfalls aus einem Stück:
des Abendmahl und dann meist Reihen sitzender Heiligen. Bewegt by-
zantinischer Styl, aber roh und ohne viel Formensinn. Goldniellen auf
Emaillengrund.
6) Kapellenförmiger Kasten; seine Bekleidung verschiedenzeitig zusam-
mengetlickt. Einige Platten mit guten Goldniellen auf Emailgrund; eine
Reihe roh getriebener Figuren frühgermanischen Styles zwischen Säulen,
u. s. w.
U-Grösserer kapellenfdrmiger Kasten mit getriebenen Darstellungen
byzantinischen Styles auf dem Dache. An den Seiten romanische Arkaden,
mit vergoldeten Säulchen und Bögen; in den Zwickeln der letzteren, vor-
tretend, rohe Büsten. Im Grunde der Arkaden neuere gemalte Darstel-
lun en.
gS) 9) 10) Drei noch grössere Kasten mit reich emaillirten Säulen und
Bögen und sonstiger, auch getriebener und ciselirter F assung und Steinen,
während alle Bildfeldcr neu gemalt sind. Besonders bedeutend der dar-
unter befindliche Kasten des h. Anno, an dem Alles ungemein reich und
im elegant romanischen Style verziert ist, die Säulen gckuppelt und mit
sehr elegant ornamentirten Kapitälen, die Bögen rosettenartig gebrochen,
in den Zwickeln Halbfiguren von getriebener Arbeit. Diese letzteren
indess nur ziemlich roh romanisch.
11) Grosser Kasten, ganz mit vergoldetem Blech bedeckt; darauf ge-
presste Ornamente. Gothischer Styl. Einfach spitzbogige Nischen, in
denen aber alles Figürliche fehlt.
Köln. St. Maria in der Schnurgasse. (Kirchliches Gebäude
unbedeutend modernen Styles.) Hinter dem Altar, hinter Gitterwerk,
zwei grosse Reliquiarien. Grosse kapellenartige Schreine, mit Emaillen
und getriebenen vergoldeten Arbeiten bedeckt, von denen aber, nament-
lich von den getriebenen Arbeiten auf den Seiten, schon Manches fehlt.
Die Emaillen, Säulen und Pfeiler mit Bögen, Einfassungen u. dergl,
in den mannigfaltigsten und geschmackvollsten romanischen Mustern; auch
kommen unter ihnen mehrfach figürliche Darstellungen, ganz farbig und
mit Goldlinien, vor. die in vom-eiflichcm Style gehalten sind. Die ge-