Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

an Rhein und Mosel. 
Studien 
Kirchl. Prachtgeräth. 
2. Roman. 
Epoche. 
329 
Trier, St. Matthias.  Reliquienbehälter, 2 Fuss 4 Zoll hoch, 
1 Fugi 81], Zoll breit. In der Mitte ein Doppelkreuz, aus Stücken des 
h. Kreuzes zusammengesetzt, umher eine Menge andrer Reliquien unter 
Krystall. Alles mit vergoldeten Kupfereinfassungen umgeben. Dann noch 
ein breiter Rahmen. Innerhalb des letzteren läuft eine Niello-Umschrift, 
des Inhalts, dass Anno M.   . (Datum und Name sind ausgeschlitfen)    
ein Holz des heil. Kreuzes aus Constantinopcl gebracht habß- Der ganze 
Charakter gehört der früheren Zeit des 13ten Jahrhunderts an. Die Ein- 
fassungen bestehen zunächst in feiner Filigranarbeit, in die eine Menge 
Steine eingelassen sind; ausserdem in Platten mit getriebenen Mustern im 
schönen spätromanischen Style. Auch in dem Hauptrahmen sieht man 
eine schöne durchbroehene Leiste mit allerlei Thieren. Der Hauptrahmen 
ist in ähnlicher Weise behandelt, wie die andern Einfassungen, doch be- 
sonders reich; darin sechs grosse Stücke mit ungemein geschmackvollen 
Emaille-Mustern, im Style der allerschönsten Arbeiten dieser Art. Zu 
den Seiten des Kreuzes noch zwei Hautrelieffiguren von vergoldetem Kupfer, 
Engel, welche Rauchfasser schwingen, von vortretflicher Arbeit; feinfaltig 
germanischer Styl, in seinem Uebergange aus dem Romanischen.  Unter 
der grossen Menge schmückender Edelsteine finden sich zwei grössere an- 
tike Cameen (ein jugendlicher Imperatorkopf und Hebe mit dem Adler) und 
21 Gemmen, Arbeiten, die in künstlerischem. Belang nicht eben eine aus- 
gezeichnete Bedeutung heben.  Die Seitentlächen des Behälters sind mit 
sehr schön getriebenem Ornament versehen.  Auf der Rückseite ist eine 
grosse Kupferplatte, vergoldet, mit gravirten Darstellungen: in der Mitte 
Christus, umher die Evangelisten-Symbole; oben und unten eine Reihe 
von Heiligen und Wohlthätern des Klosters unter romanischen Architek- 
turen. Der Styl spätromanisch, engfaltig in seiner feineren Beweglichkeit; 
die Ausführung nicht gar geistreich. 
Trier. Hermcs'sche'Sammlung von Antiquitäten in der 
Städtischen Bibliothek.  Reliquienkasten, bestehend aus Kupfer- 
platten mit niellirten Figuren auf Gold, die Köpfe en relicf, Emaille- 
grund, zwölftes Jahrhundert. 
Siegburg. Pfarrkirch e.  Ein bedeutender Schatz von Reliquia- 
rien, meist alle aus romanischer Zeit. 
1) Klein, in Kapellenform, ganz einfach. Sechs vergoldete Kupfer- 
platten mit figürlichen Darstellungen in Linearzeichnung und zum Theil 
mit reliefartig erhöhten Köpfen. Emaillirter Grund. Der Styl der Zeich- 
nung streng und zum Theil roh byzantinisch. 
2) Ein Altärchen, oben mit einem Porphyrstein und mit Bildertäfel- 
ghen geschmückt; das Figürliche: Gold mit schwarzen Niellolinien; der 
Grund: Email. Streng byzantinischer Styl. Linke Reihe der Täfelchen; 
Gottvater mit Zwei Engeln; darunter die Taube; darunter der Crucitixus 
mit Maria und Johannes nebst Sonne und Mond: darunter Adam im Grabe 
stehend (wie eine Pietas), auf dessen Haupt das Blut Christi träuft. Rechte 
Reihe: Christi Himmelfahrt; Maria und Engel am Grabe; schlafende Wäch- 
ter; Christus mit Magdalena im Garten. Zwischen beiden Reihen, oben 
und unten, die Apostel. An den Seiten des Altärchens die Figuren der 
Propheten und Aehnhche. Auf der Unterseite eine Schrift, gothisch auf 
Pergament, die das Altarchen als das des h. Mauritius bezeichnet: ausset- 
dem Email-Ornament und eln emaillirtes, äusserst langes Verzeichniss der 
in dem Altärchen aufbewahrten Reliquien,
	        
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