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Rheinraise,
1841.
Zweiter Abschnitt.
Kinde. Sie hält ihm die Brust vor; es lehnt sich dagegen und sieht zum
Beschauer heraus. Daneben die h. Barbara, in einem Gebetbuche lesend.
Ueber der Madonna ein Vorhang, von kleinen Engelchen gehalten. Im
Hintergrund, unter Bäumen, sitzt Joseph. Einer der besten Niederlän-
der, die mit heimischer Vortragweise italienische Formen verbinden. (Für
Mabuse vielleicht zu schön in der Farbe, obgleich Einzelnes an ihn
erinnert.) Auch die Composition der Hauptgruppe ist italisch, und zwar
mailändisch (mehr Lnini als Leonardo). Die Madonna ungemein schön,
die Barbara nicht gar schön leonardesk; doch die ganze Auffassung über-
aus rein. In der Carnation kühle graubräunliche Schatten; sonst ein
röthlicher Ton, der besonders im Gesicht der Madonna sehr luinesk er-
scheint. Die Gewandstoffe dagegen in ganz flandrischer Farbenkraft. Die
Bäume und Andres artig spielend behandelt.
Ansserdem eine nicht unbeträchtliche Anzahl verschiedener Bilder,
meist aus dem 17ten und 18ten Jahrhundert. Darunter einige gute Nie-
derländer.
Coblenz. Bei Hrn. Dietz. Gemälde: Christus am Kreuz mit
Maria und Johannes. Wiederum einer der treftlichsten Niederländer vom
Anfang des 16ten Jahrhunderts, dem Mabuse in dem Bilde der Kreuzigung
im Berliner Museum ähnlich, doch freier und nobler in den Köpfen.
Schloss Rheinstein. Unter den zahlreichen Kunstgegenständen,
mit welchen dasselbe ausgestattet ist: zwei Handzeichnungen von Albrecht
Dürer, St. Hubertus und St. Antonius von Padua.
Trier. Hermes'sche Gemäldesammlung (im Gymnasium).
Zwei schmale und hohe Bildchen der Eyckschen Schule. Das eine ist
ein Mittelstück und enthält oben den h. Georg mit der knieenden Dona-
torin, unten den h. Christoph; das andre ist ein Flügelbild und hat eben-
falls zwei Heilige übereinander. Treffliche Arbeiten, dem Johann v. Eyck
ziemlich nah, doch etwas derber und nicht so schön in der Farbe.
Kleines Altärchen, auf der Mitteltafel die Verkündigung, auf den
Flügeln Gebete in Goldschrift. Den Bildern des Hugo, van der Goes im
Berliner Museum durchaus verwandt.
Köpfe des Christus und der Maria. Alterthümlich typisch in moderner
Behandlung; der Madonnenkopf jedoch nicht, wie gewöhnlich bei diesen
Bildern, lang von vorn, sondern etwas von oben gesehen 1). Rand-
schriften. Bei dem Christuskopfe steht, dass das Original sich in S. Sil-
vestro zu Rom, bei dem Marienkopfe, dass das Original sich in S. Maria
maggiore zu Rom befinde.
Eine Lgdschaft, reich phantastisch, ohne Zweifel von Patenier;
vorn eine tre liche Madonna mit dem Kinde.
Ein stehender Christusknabe mit dem Lamm, scheint van D yck,
N05" Sehr Vieles Andfe- Einige gute niederländische Genrebilder,
einige sehr ausgezeichnete Stillleben (Geflügel); auch einiges leidlich Gute
aus spätitalienischer Zeit.
Unvortheilhaft aufgehängt und überfüllt.
1) Einen ähnlich typischen Marienkopf, über einer Halbügur in
blumigom Kostüm ein Bild von eigen phantastischem Reiz Sah
Hrn. Direlftor Wytteanbach zu Trier,
rouoco-
ich bei