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Rheinreise,
1841.
Zweiter
nitt.
Absch
Unter den neueren Bildern: Bendemanns trauernde Juden und
Lessings Klosterhof im Schnee.
Köln. Bei H. Banquier Oppenheim. „Petrs xpi rne fecit l449f
Dies die Unterschrift eines Bildes aus Eyck'scher Schule, welches, ziem-
lich gross, drei Gestalten in halber Figur enthält. Der heil. Eligius, als
Goldschmied, sitzt an einem Tische, ihm zur Seite steht ein Brautpaar.
das einen Trauring zu kaufen gekommen. Er hält eine Waage, in der der
Trauring liegt, in der I-land; auf dem Tische Goldstücke; hinter ihm ein
Repositorium mit allerlei Arbeiten und Geräth; diese Dinge sind sehr
in Eyclüscher Weise behandelt. Das Ganze ist seiner Richtung nach schon
sehr entschieden ein Genrebild, wie Später Q. Messys. In der Behand-
lung erkennt man im Wesentlichen den Eyckschen Schulcharakter. Aber
merkwürdig und eigenthümlich ist es, dass die Köpfe in einer gewissen
Allgemeinheit gehalten sind, zwar nicht etwa Idealformen, aber doch in
grösseren plastischen Massen, etwas hart, ungefähr wie aus Holz geschnit-
ten (ähnlich wiedie Portraits von Mantegna u. a. M. den Steinsculpturen
gleichen). So ist auch die Carnation ziemlich allgemein gehalten, mit
durchgehend genauer Modellirung. Leider ist das Bild beschädigt und
zum Theil übermalt. Besonders das rothe Gewand des Eligius ist ganz
übermalt1).
Ein gutes Bild der Eyclüschen Schule, eine sitzende Madonna in einer
Landschaft.
Im Uebrigen besonders vortrelfliche holländische Kabinetsbilder, auch
italienische Stücke. Vor Allen ausgezeichnet ein Velasquez: das
lebensgrosse stehende Bild eines jungen ritterlichen Herrn, in voller Kraft
und Frische der Existenz, gewiss das Beste, was Köln aus der Epoche des
17ten Jahrhunderts besitzt.
Köln. Gemäldesammlung des Hrn. Stadtbaumeisters Weyer.
Ziemlich bedeutend. Einiges wenige Italienische aus späterer Zeit. Be-
sonders zahlreich an Niederländern des 17ten Jahrhunderts, und darunter
namentlich einige gute holländische Landschaften. Dann auch Einiges
von älterer nordischer Kunst, dies meist jedoch nicht sonderlich aus-
gezeichnet.
Sehr artig ein, schon von Passavant angeführtes altholläntlisches, dem
A. van Ouwater nahe stehendes Bildchen. Man sieht eine holländisch go-
thische Kirche hinab; rechts die Reihe der Säulen auf der einen Seite des
Schiffes, als Achat gemalt, durch sie blickt man ins Freie hinaus; über
den Säulen wölbt sich die aus Brettern gebildete spitzbogige Tonnendecke.
Im Schiff der Kirche sitzt gross und stattlich natürlich ausser allem
Verhältniss zur Architektur Sanct Peter als Papst; zwischen den Säulen
kniet der geistliche Besteller des Bildes. Die Ausführung ist ziemlich
Sauber, Sehr fßln III den Köpfen, die schlicht naturalistisch gehalten sind,
doch der KoPf des Petrus nicht ohne Würde. Sehr eigen ist jener von
PaSSaVant erwähnte kühle Farbenton, der durch das ganze Bildchen geht
i) Ob das Bild des Berliner Museums, welches mit dem Namen eines "Petri
Ohristophori" bezeichnet war und sich durch feine Individualisirung in Form und
Farbe auszeichnet, 0b das Bild im Besitz des Hrn. J. D. PaSSaVant zu
Frankfurt a. M. von "Petrus XPR" vom J. 1417; das eine grossartig alterthüin-
liche Anlage mit fein naturalistischer Durchbildung verbindet, bestimmt von
derselben Hand Sind, lasse ich hier dahingestellt.