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Rheinreise,
1841.
Zweiter Abschnitt.
fremde Motive zugesellen. Etwa in der Art des Barth. de Bruyn, doch
nicht von ihm selbst, mehr westphälisch, dürerisch, etc. etc. Zum Theil
ganz mit Geist gemalt.
Ebendaselbst. Die Flügelgemälde des grossen Schnitzaltares,
welcher im Schrein Scenen der Passion enthält, Innen auf jeder Seite
4 Scenen aus der Geschichte der Maria, und darüber, auf besonderen
Flügeln, noch besondere kleine Heiligentiguren. Aussen auf jeder Seite
4 grosse Heiligenfiguren. Die Malweise denen der Flügel des ersten Al-
tares verwandt, doch macht sich hier zugleich etwas von den späterkölni-
scheu Capricen geltend. Die Heiligen auf den Aussenseiten sind ziemlich
würdig. Landschaftliche Fernen.
Köln. Bei Hrn. Haan (früher in der Lyversberglschen Sammlung).
Bild von Bartholomäus de Bruyn (4-Fuss 3V2 Zoll hoch, 3 F.
1 Z. breit), die drei Stände der menschlichen Gesellschaft darstellend.
Oberwärts Christus auf dem Regenbogen; unterwärts, links, eine Gruppe
geistlicher, rechts eine Gruppe ritterlicher Heiligen. Engel zu den Seiten
Christi halten über den Gruppen Spruchbänder mit den Inschriften:
Supplex ora, und: Tu prolege. Durch beide Gruppen sieht man in die
Ferne hinaus, wo zwei Bauern Feldarbeit treiben; auf sie fällt ein Spruch-
band nieder, mit der Inschrift: 'l'uque labora. Das Bild ist sehr bedeu-
tend und zeigt einen edel ernsten, von allem Läppischen freien Sinn. Die
Gruppen ordnen sich gut. Die Köpfe sind schön und klar aus dem Leben
genommen, in der Behandlung noch an die Eyclösche Schule erinnernd; die
Gestalten, auch die Gewandungen sind frei; ein Luftzug, der durch das
Bild hinstreift, bewegt letztere auf ansprechende Weise. Der Styl ver-
schmilzt auf sehr glückliche Weise heimische und italienische Elemente;
so erkennt man z. B. in den Engeln raphaelische Rerniniscenzen.
Köln. Bei Irlrn. Schmitz. Altar. lVlittelbild: Crucitixus mit
Maria Magdalena, Johannes und der Donatorin, einer Nonne. Auf den
Flügeln: Johannes Bapt. und Agncs; aussen ein heiliger Abt und eine hei-
lige Nonne. Ein tüchtiges Beispiel der als Barth. de Bruyn benannten hei-
misch-italienischen Richtung. Die Farbe schon körperlich stumpf.
Köln. St. Kunibert. Im Schiff einige Bilder in der heimisch-
italienisirenden Weise des Barth. de Bruyn.
Köln. Museum. Von Bartholomäus de Bruyn, ohne Zwei-
fel, das tüchtige, etwas stark röthliche Portrait des „Arn0lt van Browiller
Burgemeester z0 Coellen Actatis 62. A0. 1535." Dem im Berliner Mu-
seum vorhandenen Portraitbiltle von Barth. de Bruyn verwandt.
Sonst noch eine namhafte Reihe, zum Theil sehr bedeutender Bildnisse
aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Einige dem Bartholomäus de Bruyn zugeschriebenen Bilder zeigen
energische Aufnahme italienischer Motive. So namentlich eine, auf dem
Halbmond schwebende Madonna mit dem Kinde, die grossartig michel-
angelesk, wenn auch nicht mit idealschöner Gesichtsbildung. componirt ist.
Sie bildet den Pendant zu 3 andern Heiligenbildern, den inneren und äus-
seren Seiten von Flügeln eines Altares.
Kölll- St- SeVeTiIl- Im westlichen Theil der Kirche: Gemälde
der AüäStßllllllg Christi vor dem Volk. Etwa einem Johann Messys paral-
lel zu stellen.
Ebßlldilsßlbßi- Im südlichen Flügel des Qucrschiffes ein grosses
Altargcmältle: das Abendmahl als Mittelhild, auf den Flügeln die Manna-