Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 2)

Studien 
Rhein 
und Mosel. 
Malerei. 
V01) 
Israel 
Meckenen 
etc. 
313 
ad gradus herrührenden Altarschreines. Um 1530. (Vcrgl. oben.) Auf 
dem Mittelfelde der Staffel ist eine genrehaft legendarische Seene ge- 
malt, vier andre am Antependium des Altares. (Hinter jenem Bilde der 
Staffel ist ein zweites Bild befindlich, Welches die Mllmißll von Märtyrer-n 
und einen knieenden Geistlichen darstellt; dahinter sind Gebeine ver- 
schlossen. Dies scheint mir einer etwas späteren Anordnung anzugchören.) 
Auf den Flügeln ist die Geschichte der Maria enthalten, links die Be- 
gebenheiten vor, rechts die nach der Verkündigung.  Diese Malereien 
charakterisircn sehr deutlich den Zustand der Kölner Kunst in der Zeit 
um 1530. Die Richtung ist eine direkt genrehafte geworden; holländischer 
Einfluss hat eine bedeutende Vorneigung zum Barocken 'und Phantasti- 
schen hervorgebracht, das in den Scenen, wo es seine Stelle linden konnte, 
mit einer eignen Passion durchgebildet ist. Doch tritt in andern Scenen 
zugleich noch immer, nach dem Vorbilde des Lebens, naive Anmuth her- 
vor, so namentlich in der Vermählung auf dem linken Flügel. Die Ma- 
lerei ist noch immer trelilich; warm bräunliches Colorit, auch im Uebrigen 
eine schöne, kräftige Färbung. Die Landschaften sind im Style des Patenier 
behandelt.  Auf den Aussenseiten der Flügel sind links Geschichten 
des h. Anno, rechts Geschichten des h. Agilolphus dargestellt. Sie haben 
denselben Styl, wie die inneren Bilder, sind aber wohl nicht ganz so 
bedeutend. 
Oberwcsel. St. Martin.  Die Flügelgemälde des Schnitzaltares 
zur rechten Seite des Hochaltares mit der Geburt Christi (vergl; oben). 
Verkündigung Mariä und Besuch der Maria bei der Elisabeth. Hand- 
werklich tüchtig. Etwa Wohlgemutwsche Richtung. 
Oberwesel. Stiftskirche.  Gemalter Altar mit Flügeln, am 
östlichen Ende des südlichen Seitenschilfs, aus der Spätzeit des löten Jahr- 
hunderts. Madonna und Heilige. Handwerksmässig und streng, doch kei- 
neswegcs ohne eigentlich edeln Sinn, etwa kölnisch in Wohlgemutlfscher 
Fassung. (Ueber das Antependium des Altares s. unten.) 
Ebendaselbst.  Grosses Altargemälde mit Flügeln, aus dem An- 
fange des lßtcn Jahrhunderts; vom Canonicus Lutern gestiftet und von 
seinem Maler gefertigt. Es stellt die Ereignisse dar, welche dem jüngsten 
Tage vorangehen werden, auf 15 Feldern, von denen 9 dem Mittel-bilde, 
6 den inneren Seiten der Flügel angehören. Und zwar 1) Hieronymus, 
von jenen Zeichen schreibend; daneben, wie das Meer emporsteigt; 2) Wie 
das Meer eintrocknet; 3) Wie die Thiere des Meeres schreien; 4) Wie das 
Meer brennt; 5) Wie von den Bäumen blutiger Thau träuft; 6) Wie die 
Gebäude zusammenstürzen; 7) Wie die Felsen gegeneinanderfallen; 8) Wie 
die Erde bebt; 9) Wie die Erde ganz flach ist; 10) Wie die Menschen 
aus Löchern der Erde hervorkriechen; 11) Wie die Gebeine der 'l'odten 
erstehen; 12) Wie die Sterne vom Himmel fallen: 13) Wie die Menschen 
sämmtlich sterben; 14) Wie Himmel und Erde brennen; 15) Der (jüngste 
Tag.  Alles dies ist naiv und mit lebendigem Sinne dargestellt. Vor- 
tretflich ist bei den Zuschauern der Wunder Bangigkeit, Schauder, Angst, 
Entsetzen ausgedrückt. Die Bewegungen sind durchweg natürlich, 0b-_ 
gleich es den Gestalten an Fülle fehlt. Der Vortrag ist frei und leben- 
dig, die Behandlung steht etwa zwischen Dürer und den Süddeutschen in 
der Mitte (ungefähr wie bei H.  Grien).  Auf den Aussenseiten der 
Flügel sind der Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradiese, in
	        
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