Studien
und
Rhein
PHI
Mosel.
Malerei.
Israel
Meckenen
VOI!
etc.
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1. Der Thomas-Altar, bei Hrn. Haan. Mittelbild (4 F_ 7 Z_
hoch, 3 F. 41h, Z. breit): 'l'h0mas, der seine Finger in Christi Seite legt.
Um Christus ein rcgenbogenartiger Nimbus (grün, in gelb ausgehend), und
um diesen her, auf Wolken. oberwärts Gottvater und 5 Engel, links Hie-
ronymus und Helena, rechts Ambrosius und Magdalena. Ausserhalb dieser
(iestalten Goldgrund. Auf dem Fussboden zwei musicirende Engel.
Auf dem linken Flügel Maria mit dem Kinde und Johannes Evangelista; auf
dem rechten Flügel Hippolyt und Afra. Auf den Aussenseiten der Flügel
die hh. Symphorosa und Felicitas, jede mit ihren 7 Söhnen, grau in grau.
2. Der Kreuzigungs-Altar, bei L. v. Geyr. Mittelbild (3 F.
5 Z. hoch, 2 F. 63], Z. breit): Christus am Kreuz, zu dessen Fusse Mag-
dalena; links Hieronymus und Maria, rechts Johannes Ev. und Joseph.
Kleine Engel umschweben das Kreuz. Goldgrund. Linker Flügel: Jo-
hannes Baptista und Cäcilia; rechter Flügel: Agnes und Alexius. Auf
den Aussenseiten der Flügel, grau in grau, die Verkündigung; darüber,
auf Rankenwerk sitzend, Petrus und Paulus.
Der Meister ist eigenthümlich merkwürdig. Er geht vor allen Pingen
auf Anmuth, auf Grazie und. Lieblichkeit aus, wozu ihm aber ein wesent-
licher Theil der Mittel fehlt, so dass er ins Alfectirte geräth. Doch hat
er in seiner künstlerischen Behandlungsweise auch sehr beachtenswerthe
Theile. S0 erstrebt er, mit Absicht und mit Glück, eine elegante Zusam-
menstellung der Farben, die sich, wie in dem Nimbus Christi auf N0. 1,
bis zum phantastisch Visionären steigert. So ist ferner sein Vortrag äus-
Serst delicat, dass ich ihn in der weich durchgebildeten Färbung und Mo-
dellirung einen Dolce der alterthümlichen Zeit nennen möchte. Die Ge-
sichtst-heile sind klein, der Mund, so viel es nur geht, lächelnd (zum Theil
aber adectirt). Doch glückt es ihm (auf No. 1), diesen Ausdruck lieblichen
Frohsinns hervorzubringen, sowie er auch (auf N0. 2) mit derselben Zartheit
in die Tiefe des Gemüthssehmerzes hinabzusteigen weiss. Seine Hände
sind ebenfalls mit absichtlicher Grazie bewegt, was sich aber, bei seiner
knöchernen Körperlichkeit, ziemlich seltsam macht. Die nackten Flüge]-
knaben, die auf No. 2 das Crucilix umschwimmen, sind ebenfalls sehr
charakteristisch für ihn; sie bewegen sich zierlich spielend, trotz ihrer nu-
freien Körperlichkeit. Die Haltung der Figuren ist sonst nicht übertrieben
aliectirt; der Gewandstyl zeigt eine mehr ins Rundliche gehende Umbildung
des eckigen Schnittes. Alterthümliche Naivetät giebt den Darstellungen
dabei ein zum Theil eignes Lustre, wie z. B. der knieende habichtsnasige
Thomas seine zwei Finger tief in Christi Seite hineinsteckt, wie dieser
Swgfältig, den Arm des Thomas fasseud, nachschiebt und wie die ganze
heilige Versammlung ihr süssfreudiges Entzücken darüber äussert. Zur
Feier dieses (an sich nicht eben gar behaglichen) Vorganges ist denn auch
der Boden sauber mit zierlichsten Blümchen bestreut. Als eine beson-
N0. 3 und No, 24 der Rhainblüthen vom J. 1831. Soviel ich aus diesen Stellen
(und aus den Mittheilungen, die mir Hr. de Noäl aus dem Werk "Analeeta ad
conscribendum Chronicon domus S. Barbaras V. et M. intra Coloniam Agrippi-
"am" etc. machte) entnehmen kann, geht daraus hervor, dass beide Altäre von
dem Kölner Patriuier Peter Rinck gestiftet sind, dass er, der 1501 starb, zur
Ausführung des Kreuzaltares 200 Goldgülden vermachte und kurz vorher, für
250 Goldgiildßnfden Thomasaltar hatte anfertigen lassen. Dass sie von einem
Meister Christophorus, der um 1471 in der Karthause arbeitete, gemalt seien.
iSt aus jenen Stellen nicht zu erweisen.